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Prognostische Wertigkeit dopplersonographisch nachweisbarer Achillessehnenveränderungen bei asymptomatischen Langstreckenläufern – eine prospektive Studie
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Der Zusammenhang von powerdopplersonographischen Veränderungen der Achillessehnen bei asymptomatischen Probanden und dem späteren Auftreten von Achillessehnenbeschwerden ist bislang unklar. Der Nachweis mit Beschwerden assoziierter Parameter ist jedoch von höchstem klinischen Interesse, um präsdisponierte Sportler frühzeitig zu identifizieren und ggf. primär-präventive Maßnahmen einleiten zu können. Das Ziel der vorliegenden Studie war daher, die Häufigkeit dopplersonographischer Veränderungen in Achillessehnen asymptomatischer Langstreckenläufer zu bestimmen und diese auf ihre prognostische Wertigkeit bezüglich dem Auftreten einer chronischen Tendinopathie zu überprüfen.
Methodik: 634 beschwerdefreie Laufsportler (Ø41,2 Jahre, 175,8 cm, 71,3 kg) wurden powerdopplersonographisch (Toshiba Aplio SSA- 770A/80 12 MHz) auf sonomorphologische Veränderungen der Sehnen sowie intratendinöse Mikrogefäße untersucht. Parallel dazu wurden relevante klinisch-anamnestische und trainingsassoziierte Daten erfragt und standardisiert dokumentiert. Nach 6 und 12 Monaten wurden die Probanden bezüglich möglicher aufgetretener Beschwerden befragt. Mit Hilfe multipler logistischer Regressionsanalysen wurden die anamestischen und anthropometrischen Daten sowie die powerdopplersonographischen Befunde auf ihren Einfluss auf das Auftreten chronischer Achillessehnenbeschwerden überprüft (α=0,05).
Ergebnisse: 15% der Probanden wiesen bei der Eingangsuntersuchung morphologische Auffälligkeiten (i.e. spindelförmige Verdickungen oder Hypoechogenitäten) der Sehne auf. Mikrogefäße konnten bei 40% der Probanden detektiert werden. 427 der 634 Studienteilnehmer (67%) antworteten auf die Befragung nach einem Jahr. 61 dieser Probanden (14%) gaben neu aufgetretene Beschwerden an. In den Regressionanalysen wurden die drei folgenden Faktoren als prognostisch relevant identifiziert: Der Nachweis von Mikrogefäßen im Powerdoppler (Wald Chi-Square 13,14, Odds Ratio 9,3 (2,8–31,1), p=0,0003), eine sonographische identifizierte spindelförmige Verdickung der Sehnen (Wald Chi-Square 8,24, Odds Ratio 4,5 (1,6–12,6), p=0,0025) und eine positive Eigenanamnese für Achillessehnenbeschwerden (Wald Chi-Square 4,3575, Odds Ratio 2,6 (1,1–6,4), p=0,037).
Schlussfolgerung: Während ausgeheilte Sehnenbeschwerden bereits in mehreren Studien als Risikofaktor bezüglich einer chronischen Tendinopathie beschrieben wurden, ist dies die erste Studie, die mit Achillessehnenbeschwerden assoziierte dopplersonographische Parameter identifzieren konnte. Die Tatsache, dass das höchste Odds Ratio für vereinzelte Gefäßneubildungen gefunden wurde unterstützt die These, dass einzelne Gefäßeinsprossungen keine physiologische Anpassungsreaktion sondern vielmehr eine Vorstufe einer Sehnendegeneration darstellen. Die Ergebnisse lassen darüber hinaus den Schluss zu, dass die Dopplersonographie als relevante Untersuchungsmethode zur Früherkennung chronischer Achillessehnenbeschwerden angesehen werden kann.