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Wertigkeit von Pfahlschrauben zur additiven Stabilisierung subhemisphärischer Press-Fit-Pfannen
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Der additive Einsatz von Pfahlschrauben zur Verbesserung der Primär- und Sekundärstabilität bei Press-Fit-verankerten Pfannenkomponenten in der primären Endoprothetik wird kontrovers diskutiert. In der vorliegenden Studie wurde die stabilisierende Wertigkeit von Pfahlschrauben klinisch und radiologisch evaluiert.
Methodik: Insgesamt wurden 102 Patienten (107 Hüftgelenke) nach primärem Hüftgelenkersatz in einer prospektiven klinischen Studie erfasst. Die Indikationen zum Hüftgelenkersatz waren fortgeschrittene primäre (50,5%) oder Dysplasiecoxarthrosen (15,5%), Femurkopfnekrosen, (21,4%), Schenkelhalsfrakturen (3,9%) oder sonstige (8,7%). Es wurden zwei verschiedene subhemisphärische, zementfreie press-fit-Pfannen implantiert, die zusätzlich mit 1-4 Spongiosaschrauben fixiert wurden. Die postoperative Pfannenmigration wurde durch standardisierte Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen nach 6 und 12 Wochen sowie nach 6 und 12 Monaten und dann in jährlichen Abständen erfasst. Hierzu wurden insgesamt 428 Röntgenbilder einer Einzel-Bild-Röntgen-Analyse (EBRA) zugeführt. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug 2,6±1,7 Jahre. Als potentielle Risikofaktoren für eine Pfannenmigration wurden erfasst: Lebensalter < 50 Jahre, regelmäßige sportliche Aktivität, Immobilität, Adipositas (BMI>30), das Vorliegen einer Dysplasie- oder Protrusionscoxarthrose sowie einer Hüftkopfnekrose, Acetabulumfraktur, rheumatischer Arthritis, Osteoporose und eine medikamentöse Therapie mit Steroiden sowie Alkohol-/Nikotinabusus. Darüber hinaus wurden röntgenologische Implantatlockerungszeichen (Osteolysen, radiolucent lines) zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung dokumentiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt zeigten 101 Pfannenkomponenten (94,4%) in der EBRA-Analyse keine signifikante Migration von mehr als 1mm. In sechs Fällen (5,6%) wurden jedoch Migrationswerte von über 1 mm beobachtet: Drei Hüften (2,8%) zeigten eine progrediente Migration mit aseptischer Lockerung, die eine Revisionsoperation erforderlich machte. In weiteren 3 Fällen sistierte die Pfannenmigration spontan, passend zu einer sekundären ossären Integration. Obwohl nur 19,6% der Patienten keinen der oben angeführten Risikofaktor aufwiesen ergab die statistische Aufarbeitung der erhobenen Daten keinen statistisch signifikanten Prädiktor (Risikofaktoren, Schraubenanzahl und -länge, Implantatgröße, Inklinations-/Anteversionswinkel der Pfanne, Alter, Geschlecht), welcher eine spätere Pfannenmigration vorhersagen ließ. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass die Migration von press-fit-Pfannen nicht durch eine additive Versorgung mit Pfahlschrauben verhindert wird. Größere Patientenkollektive sowie längere Nachuntersuchungszeiträume mit entsprechenden Vergleichsgruppen müssen diese Aussagen zukünftig erhärten.