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Kostet operative Ausbildung Geld? Eine gesundheitsökonomische Studie auf Grundlage des deutschen DRG-Systems am Beispiel der primären Hüftendoprothetik
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die operative Ausbildung ist ein essentieller Bestandteil der chirurgischen Weiterbildung. Ziel der prospektiv kontrollierten Studie war die Analyse der Kosten- und Erlössituation operativer Ausbildung am Beispiel der primären Hüftendoprothetik vor dem Hintergrund des gDRG Systems.
Methodik: Durch den Chefarzt (CA), einen Oberarzt (OA) und einen Weiterbildungsassistenten (WBA) wurden primäre Hüft-Totalendoprothesen (H-TEP) (CA n=48, OA n=44, WBA n=38) an einem Haus der Maximalversorgung implantiert und gemäß einem standardisierten Behandlungsleitpfad prospektiv begleitet. Die Kostenevaluation umfasste die innerhalb des Pfades variablen Parameter Operationsminute, die Gabe von Erythrozytenkonzentraten (EK) sowie die stationäre Aufenthaltsdauer. Die Erlöse wurden entsprechend der zugehörigen DRG, den PCCL-relevanten Komplikationen sowie dem CMI zusammengefasst. Die Daten wurden einer einfaktoriellen Varianzanlyse mit Post-Hoc Scheffé Prozedur unterzogen und gesund-heitsökonomisch kostenanalysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das Patientenkollektiv zeigte hinsichtlich Geschlecht, Alter, BMI- und ASA-Score eine homogene Verteilung der Untergruppen ohne signifikante Unterschiede (p≥0,05). Die Mehrkosten des WBA summierten sich gegenüber dem CA auf 596 € ± 260 € und dem OA auf 816 € ± 175,7 € und resultierten aus einer verlängerten OP-Zeit [CA 96,5 ± 3,5 (SEM); OA 89,3 ± 4,5; WBA 113,6 ± 4,5], einer vermehrten EK-Gabe [CA 1,1 ± 0,2; OA 1,3 ± 0,4; WBA 2,05 ± 0,54] und einem verlängerten stationären Aufenthalt [CA 13,7 ± 0,5; OA 12,9 ± 0,8; WBA 16,35 ± 1,70]. Demgegenüber betrug der CMI für den CA 2,43 ± 0,22, 2,59 ± 0,12 für den OA und 2,87 ± 0,21 für den WBA. Bei einem Basisfallwert von 2871,30 € in 2009 entsprach dies dem Mehrerlös von 803 € ± 262,6 € des WBA gegenüber dem OA und 1263 € ± 534,2 € gegenüber dem CA. PCCL-relevante Komplikationen resultierten in 12 Fällen (31,6%) beim WBA, in 8 Fällen (18,2%) beim OA und in 6 Fällen (12,5%) bei CA in der Eingruppierung in eine finanziell ertragsreichere DRG (z.B. I05Z) [PCCL: CA 1,18 ± 0,21; OA 1,24 ± 0,24; WBA 1,85 ± 0,29].
Die operative Ausbildung von WBA ist am Beispiel der primären Hüftendoprothetik mit erhöhten Behandlungskosten assoziiert. Hierdurch werden für die ausbildenden Kliniken Mehrkosten generiert. Die DRG Kostenkalkulationsmatrix bedingt jedoch bei gesteigerten PCCL-relevanten Komplikationen innerhalb der operativen Lernkurve die Eingruppierung in eine höher bewertete und finanziell ertragreichere DRG. Hierdurch werden die Ausbildungskosten teils mehr als amortisiert.