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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

26. - 29.10.2010, Berlin

Prospektive Erfassung der Ernährungszufuhr und des Kalorienbedarfs beim Schwerstverletzten in der Intensivtherapie

Meeting Abstract

  • C. Kleber - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • C. Erchinger - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • J. Papavero - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • K.M. van Scherpenzeel - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • N.P. Haas - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • K.-D. Schaser - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 26.-29.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocWI38-1466

doi: 10.3205/10dkou350, urn:nbn:de:0183-10dkou3503

Published: October 21, 2010

© 2010 Kleber et al.
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Text

Fragestellung: Die Ernährung des Schwerstverletzten stellt einen essentiellen Teil der Gesamtbehandlung zur Wiederherstellung der Gesundheit dar. Nach initialer „ebb- Phase“ steigt der Energieverbrauch um bis zu 40% an. Eine mangelnde oder verzögerte Energiezufuhr kann zur verlängerten Katabolie, Schwächung des Immunsystems und Muskelatrophie mit verlängerter Rehabilitation führen.

Methodik: In dieser Observationsstudie wurde die Art (enteral/parenteral) und Quantität (kcal/d) der Ernährung, sowie die Obstipation, Diarrhö und Postaggressionsstoffwechsel von 95 schwerstverletzten Patienten prospektiv erfasst. Einschlusskriterien waren alle im Jahr 2008 eingelieferten Schwerstverletzten (ISS ≥9), ≥18. Lebensjahr und ≥5d Intensivtherapie. Die Gruppe I wurde parenteral ± enteral ernährt, die Gruppe II erhielt keine künstliche Ernährung. Die Gruppe I wurde weiter in a) (enteral, n=22), b) (parenteral, n=1), c) (enteral- + parenteral, n=26) und d) (enteral/parenteral + Astronautenkost, n=5) unterteilt. Der Grundumsatz wurde anhand der Harris Benedict Formel errechnet. Die deskriptive statistische Auswertung erfolgte mittels Chi-Quadrat Test.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Von 95 Schwerstverletzten waren 67 Männer (70,5%), durchschnittlich 46,9 Jahre (18–92) alt , der mittlere Body Mass Index (BMI) lag bei 25,7 (18,4–40,6) und die Mortalität bei 6,3% (n=6). 56,8% der Patienten erhielten künstlich Ernährung (Gruppe I, n=54). In der Gruppe I wurden 40,7% rein enteral, 1,9% nur parenteral und 48,2% enteral + parenteral ernährt.

Am Aufnahmetag wurden 84,2% (n=80) und am 2. Tag 40% (n=38) der Schwerstverletzten nicht ernährt.

Unter Berücksichtigung des individuellen Grundumsatzes mittels Harris- Benedict Formel konnte gezeigt werden, dass alle Patienten, unabhängig von der Art der Ernährung, während des gesamten Beobachtungszeitraumes (1.–10. Tag) keine suffiziente Kalorienzufuhr erhielten.

Als wesentliche gastrointestinale Komplikation konnte die Obstipation in 65,3% (n=62) aufgezeigt werden, wobei keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit von der Art der Ernährung gezeigt werden konnte. Die Diarrhö trat nur in 6,3% (n=6) auf und zeigte ebenfalls keine signifikanten Unterschiede (p=0,09).

In der Akutphase (<24h) konnte bei 41,3% eine Insulinresistenz (Glukose >120mg/dl ± Insulin, kein bekannter Diabetes) gezeigt werden. Die Postaggressionsphase (4.–7.Tag) konnte mit einem Anstieg der Inzidenz der Insulinresistenz vom 4. (59,2%) zum 5. Tag (76,7%) mit Maximum von 76,9% am 6. Tag bestätigt werden, jedoch dauerte diese mit 70% am 10. Tag deutlich länger an.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schwerverletzte nur unzureichend ernährt werden. Diesbezüglich bedarf es der Etablierung von spezifischen Ernährungsprotokollen und der konsequenten Umsetzung der frühenteralen Ernährung. Der Einflusses der Mangelernährung auf das Outcome, die Zeit der Rehabilitation und die Lebensqualität bedarf weiterer Studien.