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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

26. - 29.10.2010, Berlin

Ein lokales Verbot öffentlichen Alkoholkonsums hat keinen Effekt auf Häufigkeit oder Schwere alkoholassoziierter Verletzungen bei Teenagern und jungen Erwachsenen

Meeting Abstract

  • O. Hauschild - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie, Freiburg, Germany
  • M. Dittchen - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie, Freiburg, Germany
  • M. Oberst - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie, Freiburg, Germany
  • N.P. Südkamp - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie, Freiburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 26.-29.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocWI38-678

doi: 10.3205/10dkou343, urn:nbn:de:0183-10dkou3431

Published: October 21, 2010

© 2010 Hauschild et al.
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Fragestellung: Alkohokonsum bei Jugendlichen ist ein Problem von hoher sozio-ökonomischer Bedeutung und zunehmendem medialem Interesse. Verschiedene Konzepte wurden erarbeitet, um den Alkoholkonsum, insbesondere das risikobehaftete binge-drinking bei Kindern und Jugendlichen einzdämmen. In Freiburg wurde mit Wirkung zum 1.1.2008 eine Verordnung erlassen, die den öffentlichen privaten Konsum von Alkoholika in der Innenstadt verbat (sog. „Bermudadreieck“). Ziel der Arbeit war es, anhand eines Verlgeichs der Patienten im Alter von 13–21 Jahren, die 2008 aufgrund alkoholassoziierter Verletzungen stationär oder ambulant in unserer Rettungsstelle behandelt wurden, mit einer historischen Vergleichsgruppe aus den Jahren 2004–2007 herauszufinden, ob durch diese Maßnahme Verletzungshäufigkeit und -schwere vermindert werden konnten.

Methodik: Vom 1.1.2004 bis zum 31.12.2008 wurden insgesamt 10.294 Jugendliche im Alter von 13–21 Jahren in unserer Rettungsstelle behandelt. In 605 Fällen handelte es sich um Vorstellungen aufgrund alkohol-assoziierter Verletzungen. Die Patienten im Kalenderjahr 2008 wurden retrospektiv mit denen der vorangehenden 4 Jahre hinsichtlich folgender Parameter verglichen: Alter, Geschlecht, Wochentag, Uhrzeit und Monat der Vorstellung, ISS, AIS head, Art der Behandlung (ambulant/stationär) und durchgeführte Röntgendiagnostik.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 2008 wurden 2.143 Jugendliche im Alter von 13–21 Jahren behandelt, davon 118 wegen alkohol-assoziierter Verletzungen. Diese Häufigkeiten waren vergleichbar mit denen des Vergleichszeitraumes (2.038, range 1952–2124 bzw. 122, range 96–133, P=0,41). Die überwiegende Mehrzahl der Verletzungen traten bei Jungs auf, wobei dieser Trend bei den alkoholassoziierten Verletzungen noch deutlicher war (60,1 vs. 39,9% bzw 82,5 vs. 17,5%, P<0,001). Die überwiegende Verletzungsursache waren tätliche Auseinandersetzungen und Stürze (35,9 bzw. 32,6%) gefolgt von Verkehrsunfällen (21,3%). Der durchschnittliche Alkoholgehalt lag mit 2,01 g/L in 2008 in vergleichbarem Rahmen wie im Kontrollzeitraum (1,97 g/L, P=021). Das mittlere Alter lag 2008 bei 18,8 Jahren, im Vergleichszeitraum bei 18,7. Ebenso vergleichbar waren ISS und AIS head.

Das in Freiburg eingeführte Verbot öffentlichen Alkoholkonsums in der Innenstadt führte bei Teenagern und jungen Erwachsenen leider nicht zu einer signifikanten Reduktion von Häufigkeit und -schwere alkoholassoziierter Verletzungen. Diese Erfahrungen sollten bei der Bewertung der Maßnahme berücksichtigt werden.