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Gefährdet die Durchführung einer Ganzkörper-Computertomographie einen instabilen Traumapatienten? Eine Analyse des Traumaregisters der DGU
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: In 2009 konnte erstmals der Nachweis erbracht werden, dass die Durchführung einer Ganzkörper-Computertomographie (GKCT) im Rahmen der Frühphase der Schockraumversorgung einen signifikanten, positiven Effekt auf die Überlebenswahrscheinlichkeit von hämodynamisch stabilen Schwerverletzten hat. Bisher liegt jedoch keine Evidenz vor, ob der Einsatz der GKCT auch bei instabilen Pat. einen negativen oder positiven Effekt auf das Outcome hat.
Methodik: Grundlage der retrospektiven Auswertung bildete das Traumaregister der DGU (2002–2008). Einschlusskriterien waren ein stumpfes Trauma, Primärversorgung und ein ISS ≥16. Als hämodynamisch instabil (Schock) wurde ein Pat. mit einem syst. Blutdruck <90 mmHg bei Schockraumaufnahme (SR) definiert. Es wurden Outcomeanalysen mittels Berechnung der Mortalität, des RISC-Scores und der standardisierten Mortalitätsrate (SMR=beobachtete/erwartete Mortalität), durchgeführt (EBM-Level II).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt erfüllten 15.703 Pat. die Einschlusskriterien, bei 48,2% der Pat. wurde ein GKCT in der initialen SR-Versorgung durchgeführt, bei den restlichen 51,8% wurde entweder kein CT oder nur ein selektives Organ-CT durchgeführt. Das mittlere Alter des Gesamtkollektivs betrug 43,72 J±20,8, männlich waren 72,6%. Der mittlere ISS betrug 29,9±12,6. 15,3% der Pat. mit GKCT und 13,1% der Pat. ohne GKCT waren bei Aufnahme im Schock. Die Gesamtmortalitätsrate war ebenso wie die SMR in der GKCT-Gruppe mit 15,8% (SMR 0,77;CI95% 0,73–0,81) niedriger als die der Nicht-GKCT-Gruppe mit 18,5% (SMR 0,91;CI95% 0,87–0,95) (p<0,001). Die mittlere Zeit von SR-Aufnahme bis zur Durchführung eines GKCT war mit 25,6 min (IQR 25/75:15–32 min) signifikant kürzer als die bis zu einem selektiven Organ-CT mit 37,2 min (IQR 25/75:20–47min) (p<0,001).
Die Pat. mit Schock und GKCT hatten eine SMR=0,93 (CI95% 0,86–0,99), diejenigen mit Schock ohne GKCT hatten eine SMR=1,03 (CI95% 0,96–1,104) (p=0,046). Der Zeitpunkt der GKCT ≤20min vs. >20 min nach SR-Aufnahme bei Pat. im Schock erwies als prognostisch nicht relevant (SMR je 0,94).
Eine Subgruppenanalyse zeigte bei einem RR≤75 mmHg eine SMR=0,95 für die Pat. mit GKCT, eine SMR=1,104 für diejenigen ohne GKCT. In der Gruppe RR 76–90 mmHg war die SMR=0,90 für die Pat. mit GKCT, die SMR=0,95 für diejenigen ohne GKCT. In der Gruppe RR 91–105 mmHg war die SMR=0,76 für die Pat. mit GKCT, die SMR=0,90 für diejenigen ohne GKCT. In der Gruppe RR >106 mmHg war die SMR=0,68 für die Pat. mit GKCT, die SMR=0,86 für diejenigen ohne GKCT.
Es konnte erstmals belegt werden, dass entgegen der bisher verbreiteten Auffassung die Durchführung einer GKCT bei Pat., die bei Klinikaufnahme hämodynamisch instabil sind, durchaus eine Berechtigung hat. Es konnte gezeigt werden, dass auch die instabilen Pat. bei Durchführung einer GKCT einen signifikanten Überlebensvorteil aufweisen. Wenngleich der Effekt etwas geringer ausfällt als bei den stabilen Pat., so bleibt festzuhalten, dass durch dieses Diagnostikum sicher keine Gefährdung des Pat. resultiert.