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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

26. - 29.10.2010, Berlin

Stellenwert des intraoperativen Rückenmarksmonitorings mittels somato-sensorisch evozierten Potentialen

Meeting Abstract

  • D. Wiese - Zentralklinik Bad Berka GmbH, Klinik für Orthopädie/Wirbelsäulenchirurgie, Bad Berka, Germany
  • H. Salheen - Zentralklinik Bad Berka GmbH, Klinik für Orthopädie/Wirbelsäulenchirurgie, Bad Berka, Germany
  • A. Ezzati - Zentralklinik Bad Berka GmbH, Klinik für Orthopädie/Wirbelsäulenchirurgie, Bad Berka, Germany
  • C. Reimers - Zentralklinik Bad Berka, Klinik für Neurologie, Bad Berka, Germany
  • H. Böhm - Zentralklinik Bad Berka GmbH, Klinik für Orthopädie/Wirbelsäulenchirurgie, Bad Berka, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 26.-29.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocWI25-1172

doi: 10.3205/10dkou266, urn:nbn:de:0183-10dkou2667

Published: October 21, 2010

© 2010 Wiese et al.
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Fragestellung: Hat das intraoperative Neuromonitoring (IOM) mittels SEP eine Auswirkung auf die operative Strategie bei Eingriffen an der Wirbelsäule?

Hintergrund: Die kontinuierliche Überprüfbarkeit der Rückenmarksfunktion bei Eingriffen an der Wirbelsäule ist vor allem bei dekomprimierenden und stellungskorrigierenden Operationen wünschenswert. Neben dem apparativen und personellen Aufwand bedingen die verschiedenen Verfahren des IOM erhebliche Einschränkungen der Narkoseart und des Operationsablaufes . Zudem erfassen somato-sensorisch evozierte Potentiale (SEP) i.e. S. nur die aufsteigenden sensiblen Bahnen, weshalb die Forderung nach direktem Monitoring der motorischen Bahnen erhoben wird. Es gibt wenig Studien mit größeren Zahlen an einem unausgelesenen Patientengut großer Wirbelsäuleneingriffe.

Methodik: In einer retrospektiven Analyse der Gesamtdaten von 12 Monaten sollten Aussagen über Wertigkeit des Monitorings und dessen Einfluss auf die operative Strategie aufgezeigt werden.

Als Kriterien für ein pathologisches SEP wurden Potentialabfälle auf unter 50% der Ausgangsamplitude oder Verzögerungen der Latenz um 2 ms der oberen Extremität bzw. 4ms der unteren Extremität gewertet.

Vom 1.1.09 bis 31.12.09 wurden 2037 Pat. operiert. Bei 301 Pat. wurde (145 männlich, 156 weiblich, Alter 6–90 J., Durchschnitt: 58 J.) die Indikation zum IOM gestellt. OP-Diagnosen waren : diskogene /ossäre Stenose zervikal und thorakal 111, Fraktur 57, M. Bechterew/Skoliose 42, Tumor 32, kranio-zervikale Instabilität bei rhA 37 und Spondylitis 22. Indikationskriterien waren: klinisch oder bildgebend nachgewiesene Myelopathie, Rückenmarkskompression sowie Korrekturen größeren Ausmaßes. Stets wurde am wachen Patienten eine neurophysiologische Ausgangsuntersuchung mit SEP durchgeführt. Bei Notfallpatienten wurde aus Praktikabilitätsgründen kein Monitoring durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei 26 Patienten war präoperativ das Rückenmark bereits so geschädigt, daß kein intraoperatives Monitoring durchgeführt werden konnte.

Diagnosen: Fraktur 3, Metastase 6 , Skoliose 3, Spondylodiszitis 3 und degenerative Stenose 11.

Auffällige Veränderungen der intraoperativen Potentiale im Vergleich zur Ausgangsuntersuchung traten in 20% der Fälle auf. Davon waren 50% Fälle falsch positive Reduzierungen des SEP Potentials. In vier Fällen mussten echt positive Potentialverluste konstatiert werden, wie sich im weiteren klinischen Verlauf zeigte.

1.
Die Durchführbarkeit des intraoperativen Neuromonitoring ist unabhängig vom Alter des Patienten sowie von der Indikationsstellung.
2.
Die Wertigkeit des intraoperativen Neuromonitoring ist bei Korrektur- und Aufrichtungsspondylodesen hoch und beeinflusst bei Verringerung der Potentiale das Ausmaß der Korrektur.
3.
Bei den anderen Indikationen ist der Einfluß des intraoperativen Neuromonitoring auf die operative Strategie sehr gering.
4.
Bei nicht durchführbarem Neuromonitoring bzw. intraoperativem Potentialverlust ist ein Aufwachtest obligatorisch.