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Gangkinematik von Patienten nach hüftendoprothetischer Versorgung – Einfluss der Ganggeschwindigkeit auf das Erkennen von Gangpathologien
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Das Wiedererreichen eines normalen funktionellen Gangbildes nach Hüft-TEP wird kontrovers diskutiert. In den meisten Studien wird der Patientengang allerdings entweder mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit oder mit comfortable walking speed untersucht. Nur in wenigen Studien wird der Einfluss der Ganggeschwindigkeit auf kinematische und temporospatiale Paramater bestimmt. Ziel der Studie war, den Einfluss der Ganggeschwindigkeit auf die Bestimmung von Gangpathologien bei Hüft-TEP Patienten im Vergleich mit einem gleichaltrigen, gesunden Probandengut zu untersuchen.
Methodik: 15 Patienten wurden im dreijährigen Abstand nach Implantation einer Hüft-TEP mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen, die aus 19 gesunden, älteren Probanden bestand. Die Ganganalyse wurde unter Verwendung des ultraschallbasierten dreidimensionalen Ganganalysesystems der Fa. Zebris durchgeführt. Die konstanten Geschwindigkeiten auf dem Laufband betrugen 2 und 4 km/h. Die Teilnehmer absolvierten jeweils 1 Minute Barfußgehen auf dem Laufband. 10 aufeinanderfolgende Gangzyklen wurden mit der Zebris Wingait Software V2.19.40 ausgewertet. Die ermittelten Parameter (Geschwindigkeit, Doppelschrittlänge, Kadenz, single und double support time) wurden statistisch ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei der Geschwindigkeit von 2 km/h konnten keine Unterschiede zwischen den temporospatialen Parametern von Hüft-TEP-Patienten und Kontrollgruppe festgestellt werden. Weder zwischen operiertem und nichtoperiertem Bein noch zwischen TEP-Patienten und Kontrollgruppe zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied. Auch bei der Geschw. von 4 km/h konnte kein Unterschied hinsichtlich der Parameter Schrittlänge, prozentuale Dauer von Stand- und Schwungphase und Zeitdauer der Standphase festgestellt werden. Jedoch zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede bzgl. Doppelschrittlänge, Kadenz und Doppelschrittdauer. Die Doppelschrittlänge der TEP-Patienten war mit 1,12m signifikant geringer als die der Kontrollgruppe (1,17m, p=0,024) während die Kadenz auf 0,998 (TEP-Patienten) und 0,995 (Kontrollgruppe) stieg. Die Doppelschrittdauer betrug bei der TEP-Gruppe 1,00 sec. und bei der Kontrollgruppe 1,05 sec (p=0,023). Bei der Untersuchung der Range of motion zeigte sich bei 2 km/h kein Unterschied zwischen den Gruppen, bei 4 km/h bestand beim Kniegelenk der TEP-Gruppe eine eingeschränkte ROM mit 50,25° verglichen mit 54,95 (linke) und 55,08° (rechte Probandenseite). Hinsichtlich der ROM der Hüfte zeigte sich keine Asymmetrie. Die Ergebnisse zeigen, dass Hüft-TEP Patienten gut an das Alltagsleben angepasst sind aber Schwierigkeiten bei der Bewältigung von höheren Geschwindigkeiten haben. Die kleinere Schrittlänge und höhere Kadenz führen zu einem unökonomischen Gangbild. Somit kann gezeigt werden, dass die alleinige Untersuchung bei 2km/h ein Fehlen jeglicher Gangasymmetrien vortäuschen kann. Durch Variieren der Geschwindigkeit können pathologische Gangmuster nach hüftendoprothetischer Versorgung entdeckt werden.