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Adulte Hypophosphatasie – klinische und histologische Charakterisierung einer unterschätzten Knochenstoffwechselstörung
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Die adulte Hypophosphatasie ist eine erbliche Erkrankung, bei der es infolge einer Mutation im Gen der alkalischen Phosphatase zu einem Defekt der Knochen- und Zahnmineralisation kommt. Die Symptome der Erkrankung sind sehr variabel und werden oft fehlinterpretiert. Im Vordergrund stehen Stressfrakturen (Abbildung 1 A, B [Abb. 1]), Chondrokalzinose sowie Gelenk- und Muskelschmerzen. In Deutschland sind bisher ca. 70 Fälle bekannt, wobei von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen ist. Das Ziel unserer Untersuchung ist die klinische und histologische Charakterisierung dieser seltenen Knochenstoffwechselerkrankung.
Methodik: Klinische Evaluation (DXA-Osteodensitometrie, Bestimmung der Knochenstoffwechselparameter im Serum und Röntgendiagnostik) von 4 Hypophosphatasie-Patienten sowie retrospektive Analyse von 10 bei Hypophosphatasie-Patienten entnommenen Beckenkammbiopsien (Abbildung 1 D, F [Abb. 1]) mit histomorphometrischer Auswertung (Bestimmung von Knochenvolumen pro Gewebevolumen, Osteoidvolumen pro Knochenvolumen, trabekuläre Dicke und trabekuläre Separation) (Abbildung 1 G, H [Abb. 1]).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Auswertung der Patientengeschichten ergab, dass vor allem die Symptome Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Gelenkschmerzen fehlerhaft zunächst dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet wurden und die Bedeutung der im Serum nachgewiesenen erniedrigten alkalische Phosphatase unterschätzt wurde. Die in unserer Klinik vorgenommenen Laboruntersuchungen konnten für jeden Patienten eine pathologisch erniedrigte alkalische Phosphatase bei normalen PTH-, Kreatinin-, Calcium-, Phosphat- und Vitamin-D-Werten nachweisen. Die DXA-Osteodensitometrie der LWS und der proximalen Femora konnte in allen Fällen eine Osteopenie belegen (Abbildung1 J [Abb. 1]). Die retrospektive histomorphometrische Analyse der Beckenkammbiopsien von 10 Hypophosphatasiepatienten konnte ein hochsignifikant erhöhtes Osteoidvolumen pro Knochenvolumen nachweisen (Abbildung 1 H [Abb. 1]).
Es konnte gezeigt werden, dass die adulte Hypophosphatasie sich als teilweise sehr schwere Mineralisationsstörung des Knochens mit einem massiv erhöhten Osteoidvolumen äußert. Diese generalisierte Schwächung des Knochens wurde im Rahmen unserer Untersuchung in der DXA-Osteodensitometrie nachvollzogen und kann in Belastungszonen zu Stressfrakturen führen (Abbildung 1 A, B [Abb. 1]). Hier ist in Abhängigkeit der Lokalisation ein kalkuliertes Frakturmanagement mit prophylaktischer Stabilisierung z.B. durch eine Schraubenosteosynthese zu empfehlen (Abbildung 1 C [Abb. 1]). Zusammenfassend verdeutlicht unsere Untersuchung, dass ein Mangel an alkalischer Phosphatase schwere Folgen für die Knochenqualität hat, der nicht unterschätzt werden darf und in jedem Fall eine adulte Hypophopsphatasie ausgeschlossen werden sollte.