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Prognostische Faktoren des Chondrosarkoms. Eine retrospektive klinische Studie von 155 Patienten
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Das Chondrosarkom ist nach dem Osteosarkom der 2.häufigste primär maligne Knochentumor mit einer Inzidenz von etwa 120 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Die operative Therapie ist unter kurativer Intention im nichtmetastasierten Stadium der Erkrankung, außer beim dedifferenzieren Chondrosarkom, indiziert. Es wird über prognostische Faktoren anhand einer retrospektiven Studie berichtet.
Methodik: Zwischen 1975 und 2005 wurden 155 Patienten mit Chondrosarkomen im nichtmetastasierten Stadium therapiert. Das mediane Alter betrug 50Jahre (12-79 Jahre). Es waren 94 männliche (60,4%) und 61 weibliche Patienten (39,6%). Die Tumoren waren mit 58,7% an den Extremitäten und mit 41,3% am Stammskelett lokalisiert. Bei der Extremitätenlokalisation dominierte die untere Extremität mit 2/3 der Fälle. 48,5% der Patienten wiesen ein G1-, 36,2% ein G2- und 15,3% ein G3- Chondrosarkom auf. Alle 155 Patienten wurde operativ therapiert (intraläsionale Resektion: 16,7%, marginale Resektion: 5,2%, weite Resektion: 78,1%). 71% der Patienten wurden extremitätenerhaltend und 29% ablativ operiert.
Ergebnisse: Die Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeit nach 5 bzw. 10 Jahren lag bei 68,8% bzw. 64,4%. 28,4% der Patienten entwickelten mindestens ein Lokalrezidiv. Bei Auftreten eines Lokalrezidivs lag die Überlebenswahrscheinlichkeit nach 5 bzw. 10 Jahren bei 45,3% bzw. 40,3%, ohne ein Lokalrezidiv bei 81,4% bzw. 77,4%. 21,9% der Patienten entwickelten im Verlauf Fernmetastasen. Mit einer Fernmetastasierung lag die Überlebenswahrscheinlichkeit nach 5 bzw. 10 Jahren bei 23,5% bzw. 14,7%, ohne Fernmetastasierung bei 85,1% bzw. bei 83,1% (p0,001). Eine pathologische Fraktur führte zu einer Verschlechterung der Prognose (p=0,03). Patienten mit einem G1-Chondrosarkom hatten nach 5 -und 10 Jahren eine Überlebenswahrscheinlichkeit von jeweils 82,4%, mit einem G2-Sarkom von 63% bzw. 53,1% und mit einem G3-Sarkom von 41,1% bzw. 35,2% (p0,001). Hinsichtlich der operativen Therapie war nur bei der rezidivfreien Überlebenswahrscheinlichkeit im Vergleich R0-Resektion versus R1/R2-Resektion ein signifikanter Vorteil (p=0,02) nachzuweisen. Patienten mit einem ablativen Operationsverfahren hatten im Vergleich zum Extremitätenerhalt eine schlechtere Prognose (p0,01). Ein Alter über 40 Jahre ging mit einer schlechteren Prognose (p0,001) einher. Für die rezidivfreie Überlebenswahrscheinlichkeit zeigten sich als unabhängige Faktoren das Grading, das Tumorvolumen, sowie die R0-Resektion.
Schlussfolgerungen: Die Therapie des Chondrosarkoms ist stets interdisziplinär durchzuführen. Unter kurativer Intention ist bei G2 und G3-Sarkomen die R0-Resektion zu fordern. Aufgrund des hohen Metastasierungspotentials und der damit verbundenen schlechten Prognose sind multimodale Therapiekonzepte (z.B. EURO-B.O.S.S.) zu berücksichtigen.