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Langzeitergebnisse nach periprothetischen Infektionen des Hüftgelenks
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Published: | October 9, 2007 |
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Fragestellung: In Deutschland werden ca. 170000 Hüftprothesen jährlich implantiert, wobei in ca. 0,2-2,3% der Fälle mit dem Auftreten von Infektionen zu rechnen ist. Bedenkt man die hohe Implantationszahl pro Jahr, so wird deutlich, dass eine hohe Anzahl an betroffenen Patienten resultiert. Neben prothesenerhaltenden Operationen, die ihren Stellenwert lediglich bei der Behandlung des Frühinfektes haben, kommt vor allem der ein- oder zweizeitige Prothesenwechsel zur Anwendung. In dieser Studie sollten anhand der eigenen Fälle Rückschlüsse über das klinische Outcome nach durchgeführtem Hüftprothesenwechsel bei vorliegender periprothetischer Infektsituation gewonnen werden.
Methodik: Im Rahmen der vorliegenden Studie konnten 48 Patienten retrospektiv nachuntersucht werden, bei denen innerhalb eines 11-Jahres-Zeitraumes eine Prothesenwechseloperation aufgrund eines Hüftgelenkinfektes durchgeführt wurde. Das mittlere Follow-up der in die Studie einbezogenen Patienten betrug 7,8 Jahre. Die Analyse der erzielten Resultate erfolgte unter dem Aspekt der postoperativen Infektfreiheit, dem Urteil der betroffenen Patienten und dem funktionellen Score von Merle d’Aubigné und Postel in Bezug auf Schmerzen und Gehfähigkeit.
Ergebnisse: Gesicherte Risikofaktoren für das Auftreten einer periprothetischen Infektion sind postoperative, extraartikuläre Wundinfekte, Malignome sowie Wechseloperationen von nicht infizierten Endoprothesen. Im Rahmen der mikrobiologischen Befundung konnten teilweise auch Mischinfektionen beobachtet werden. In 37 von 48 Fällen wurde der zweizeitige Wechsel unter Verwendung eines Palacosspacers mit resistenzgerechtem Antibiotikazusatz bevorzugt. Der Platzhalter ermöglicht neben einer hohen Antibiotikakonzentration am Infektionsort die Prothesenreplantation ohne wesentliche Schrumpfung der hüftgelenkübergreifenden Weichteile. In 16 von 48 Fällen konnte die Prothese aufgrund der Persistenz des Infektgeschehens nach Wechseloperation nicht in situ belassen werden, wobei ein Versagen vor allem bei Nachweis von Pseudomonas, Streptococcus der Gruppe D, Proteus und Escherichia coli zu beobachten war. Der ermittelte Score nach Merle d’Aubigné und Postel zur Beurteilung des funktionellen Ergebnisses betrug im Mittel 12,1 Punkte bei einer Spannbreite von 2-16 Punkten. 83% der Patienten (n = 40) waren mit dem Resultat zufrieden, darunter auch 9 Girdlestone-Patienten.
Schlussfolgerungen: Das Konzept des zweizeitigen Wechsels bei periprothetischer Infektion des Hüftgelenkes führte zu überwiegend guten Behandlungsergebnissen. Die Anlage einer Girdlestone-Situation gilt als „salvage procedure“ bei endgültig fehlgeschlagener Hüftprothesenversorgung. Dies kommt insbesondere in Problemfällen mit Vorliegen einer Kombination aus fremdkörperhaftenden, multiresistenten Bakterienstämmen und einer eingeschränkten therapeutischen Auswahl an Antibiotika in betracht, die eine Infektsanierung unter Prothesenerhalt zumeist nicht zulassen.