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Ektoper Harnleiter als Ursache einer lebenslangen Inkontinenz
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Published: | November 20, 2024 |
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Einleitung: Das Erkennen von kindlichen Inkontinenzen und die korrekte Diagnostik und Therapie können schwierig sein. Hier soll ein besonders drastischer Fall einer verzögerten korrekten Diagnostik und Therapie einer durch einen ektopen Harnleiter bedingten Inkontinenz dargestellt werden.
Methode: Im Juni 2023 wird eine 23 Jahre alte Patientin im Beckenbodenzentrum des Spital Männedorf vorstellig und dort primär gynäkologisch untersucht.
Anamnestisch klagt Sie über einen unwillkürlichen Urinverlust. In der Anamnese ist eine Nierenteilresektion rechts bei Doppelniere rechts mit hydronephrotischem oberen Nierenanteil im Alter von 9 Monaten erwähnenswert.
Bei den Untersuchungen fällt eine massive Adipositas (BMI 37) auf. Die weiteren Untersuchungen wie Sonographie, Zystoskopie und Urodynamik sind unauffällig.
Die Patientin wird zur weiteren Diagnostik urologisch vorgestellt.
Bei der Präzisierung der Anamnese gibt die Patientin an, dass sie unabhängig von der Belastung Tag und Nacht kleine Portionen Urin verliert.
Es folgt die eine erneute sonographische Untersuchung der Nieren, welche auf der linken Seite den V.a. auf eine Doppelanlage ergibt, wobei die Untersuchung durch die Adipositas erheblich erschwert wird. Aus dem selben Grund wird auf eine zweite ambulante Zystoskopie verzichtet.
Zusätzlich wird eine AUG-MRT durchgeführt. Hier wird die Doppleniere links mit V.a. einen ektopen Harnleiter links aus dem oberen Anteil diagnostiziert. Im weiteren erfolgt eine Nierenfunktionsszintigraphie mit Beurteilung der „Region of Interest“. Es zeigt sich eine gute Funktion der des oberen Nierenanteils.
Mit der Patientin wird eine Zystoskopie in Narkose, ggf. mit Einlage eins JJ-Katheters in den unteren Nierenanteil sowie eine robotische Urtereo-Ureterostomie besprochen.
Am OP-Tag findet sich bei der Zystoskopie direkt unterhalb des Blasenhalses eine Harnleitermündung. Daraufhin erfolgt die robotische Uretero-Ureterostomie mit tiefer Mobilisation und Absetzung des oberen Harnleiters. Der Eingriff wird auch hier durch die massive Adipositas erschwert (die Standarttrokare reichen kaum durch die subkutane Fettschicht).
Ergebnisse: Nach postoperativer Entfernung des transurethralen Katheters am 5. postoperativen Tag ist die Patientin sofort kontinent. Nach Entfernung der eingelegten JJ-Katheter 6 Wochen postoperativ findet sich in der folgenden ambulanten Untersuchung keine Harntransportstörung im oberen Nierenanteil. Der weitere Verlauf ist komplikationslos, Infekte treten keine auf. Die Nierenfunktionsszintigraphie zeigt einen freien Abfluss aus beiden Nierenanteilen ohne Pendelurin und einer guten Nierenfunktion.
Schlussfolgerung: Der ektope Ureter eine seltene Malformation des Harntrakts. Er ist häufig mit einer Doppelanlage einer Niere ein- in noch selteneren Fällen beidseitig angelegt. Bei Frauen ist er augrund der Sphinkteranatomie immer mit einem Urinverlust vergesellschaftet, wobei die Uretermündung vaginal als auch wie in diesem Beispiel urethral liegen kann. Die Therapie ist individuell an das Geschlecht sowie an die anatomischen Gegebenheiten anzupassen. Ziel ist es die Nierenfunktion zu erhalten und Infekte auszuschliessen. Die Diagnostik ist insofern schwierig, als dass die Thematik auch heute noch schambehaftet sein kann und ansonsten eine normale Harnblasenfunktion vorliegt. In unserem Fall war es die gezielte Anamnese, welche die Verdachtsdiagnose ergab.
Literatur
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- Bu L, Nie F, Li Y, Wang T, Yang X, Yang D. Ectopic Ureter-A Retrospective Analysis, Symptom and Treatment. Arch Esp Urol. 2022 Dec;75(10):807-812. DOI: 10.56434/j.arch.esp.urol.20227510.118
- 2.
- Plaire JC, Pope JC 4th, Kropp BP, Adams MC, Keating MA, Rink RC, Casale AJ. Management of ectopic ureters: experience with the upper tract approach. J Urol. 1997;158:1245-7.