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35. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

22.11. - 23.11.2024, Essen

Welche Rolle spielt die Art, Anzahl und Dauer von Vortherapien beim Einsatz von intravesikalem Oxybutynin?

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 35. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Essen, 22.-23.11.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc33

doi: 10.3205/24dkg33, urn:nbn:de:0183-24dkg331

Published: November 20, 2024

© 2024 Maier et al.
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Einleitung: Der Einsatz der intravesikalen Oxybutynin (IO)-Therapie steht laut Leitlinie in der Hierarchie an zweiter Stelle nach dem erfolglosen (Nebenwirkungen/mangelhafte Wirkung) Einsatz von oralen Anticholinergika bei der neurogen Detrusorüberaktivität (NDO). Mit der vorliegenden Auswertung wollen wir einen Überblick über die Anzahl und Dauer der Vortherapien geben, die einer Therapie mit IO vorangehen.

Methode: Retrospektive Auswertung aller mit der IO-Therapie VESOXX® (1 mg/ml) behandelten NDO-Patienten am „Urologischen Zentrum Bergstrasse“. Ausgewertet wurden Anzahl und Dauer der Vortherapien, Umstellungsgründe und Dosierung der aktuellen Therapie. Erfasst wurden ebenfalls Daten zum Alter der Patienten, Dauer der NDO und Grunderkrankung sowie mögliche Kombinationstherapie mit VESOXX®.

Ergebnisse: Insgesamt wurden aus dem Patientenverwaltungssystem 14 Patienten mit NDO identifiziert, die im Jahr 2023 mit IO behandelt wurden. Das Durchschnittsalter betrug 41 Jahre, die NDO bestand im Median seit 18 Jahren. Die meisten Patienten (n=9) wiesen eine Querschnittlähmung (2 Spina bifida, 1 Multiple Sklerose, 1 Myelomeningocele und 1 Tethered-Cord-Syndrom) auf.

Im Mittel hatten die Patienten 2,2 Vortherapien vor der Umstellung auf IO. 64,3% der Patienten hatten zuvor ausschließlich eine oder mehrere orale Vortherapien, und zwar durchschnittlich knapp zwei (1,78). Knapp drei Vortherapien (2,8) hatten die Patienten, welche zusätzlich mit intravesikalem Botulinumtoxin (200 U) behandelt wurden.

Derzeit erhalten 35,7% der Patienten eine IO-Monotherapie, eine Kombinationstherapie mit IO und oralem Anticholinergikum erhalten 42,8%, mit Botulinumtoxin werden 21,4% kombiniert.

Die letzte Vortherapie wurde im Median 17 Monate durchgeführt. Bei den Patienten mit oralen Anticholinergika lag die Dauer der Vortherapie bei 21 Monaten. Die Hauptgründe für die Umstellung von oralen Anticholinergika waren nicht ausreichende Wirkung (57,14%), Mundtrockenheit (21,43%), Obstipation (7,14%) und andere Nebenwirkungen (14,29%). Bei allen Botulinumtoxin-Vortherapien war nicht ausreichende Wirkung der Grund für die Umstellung auf oder in einer Kombination mit IO.

Die durchschnittliche Dosis der IO-Therapie lag bei 23,1 mg pro Tag.

Schlussfolgerung: In der Indikation NDO werden ca. zwei orale Vortherapien vor der Therapieeskalation zum Einsatz von IO gegeben. Dies steht im Einklang mit Berichten anderer Autoren. Weiterhin gibt es derzeit nur drei für die NDO zugelassene orale Anticholinergika. Typischerweise sind schlechte Verträglichkeit und nicht ausreichende Wirksamkeit die häufigsten Gründe für die geringe Therapietreue bei oralen Anticholinergika und die Notwendigkeit einer Therapieeskalation.

Der Einsatz von IO kann auch mit erfolgter Anwendung von Botulinumtoxin die Dauer der erneuten Botulinumtoxininjektion verzögern und somit synergistisch wirksam sein. Dies steht im Einklang mit Daten, die Finazzi-Agrò 2013 veröffentlicht hat, wonach die Patienten lediglich für einen kurzen Zeitraum ganz ohne eine anticholinerge Kombinationstherapie auskommen [1].

Interessenkonflikt: Beratervertrag mit FARCO-PHARMA GmbH


Literatur

1.
Finazzi-Agrò E, Topazio L, Perugia C, Lombardi G, Finita Celso M, De Nunzio C, Del Popolo G. The use of oxybutynin in patients treated by means of botulinum neurotoxin A for neurogenic detrusor overactivity: an observational study. Spinal Cord. 2013;51:637-641.