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Ein Hoch auf die Uroflowmetrie – Häufigkeit von Miktionsauffälligkeiten bei Patienten mit OAB-Symptomen
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Published: | November 20, 2024 |
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Einleitung: Symptome einer überaktiven Harnblase sind weit verbreitet, 10.8% der Männer und 12.8% der Frauen leiden unter den Kardinalbeschwerden häufiger Harndrang mit/ohne Dranginkontinenz und Nykturie [1]. Können keine Ursachen wie bspw. eine neurogene Grunderkrankung, Zystitiden, Deszensusproblematik oder BPS objektiviert werden, liegt per Definition eine idiopathisch überaktive Harnblase (iOAB) vor. Da eine Uroflowmetrie in der Primärdiagnostik nur selten erfolgt bzw. nicht vor Einleitung einer First line-Therapie gefordert wird [2], ist bislang unklar, wie groß der Anteil Pat. mit Harnblasenentleerungsstörungen wie bspw. eine subvesikale Obstruktion, einer Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination oder hypokontraktiler Harnblase bei Pat. mit OAB-Symptomen ist. In einer Nachbetrachtung analysieren wir nun unsere Kohorte des TNT-Trials im Hinblick auf die Häufigkeit und Relevanz von Miktionsstörungen.
Methode: Es handelt sich um eine retrospektive Analyse unseres TNT-Trials. Annoncen in lokalen Medien sowie eine Studienvorstellung in sozialen Medien unterstützen die Rekrutierung. Mittels Telefonbefragung wurden Interessenten ausgeschlossen, die zumindest anamnestisch nicht zur iOAB-Kohorte gehören bzw. unter einer bekannten Harnblasenentleerungsstörung litten. Bei entsprechend passender Anamnese wurden die Probanden zu einer Screening-Visite eingeladen, in welcher anhand eines 72 h Miktionsprotokolls, Urinuntersuchung, Uroflowmetrie und Sonographie die Diagnose einer iOAB erhärtet wurde. Mit Hilfe deskriptiver statistischer Analysen werteten wir Uroflowmetrien sowie Restharnsonographien in der Screeningkohorte aus und erlaubten uns Rückschlüsse auf die Prävalenz von Harnblasenentleerungsstörungen in der großen Gruppe von Patienten mit OAB-Beschwerden zu ziehen.
Ergebnisse: 351 Pat. bekundeten telefonisch Interesse an einer Studienteilnahme. 171 Pat. berichteten bereits anamnestisch von Erkrankungen oder bekannten Blasenentleerungsstörungen, die die Diagnosestellung iOAB verhinderten. Konsekutiv 180 Pat. stellten sich zum Screening vor. 97 wiesen in der Untersuchung bei einem Cut off von max. 15 ml/s einen abgeschwächten Harnstrahl auf, bzw. wurden aufgrund einer Restharnbildung oder seltener einem unpassenden Miktionsprotokoll ausgeschlossen. 83 Patienten wurden in das TNT-Trial eingeschlossen, wovon 2 im Verlauf ihre weitere Teilnahme widerriefen. Von 81 teilnehmenden Patienten konnte letztendlich bei 41 (50.6%) eine unauffällige, eingipflige Uroflowmetriekurve gesehen werden. Der Qmax betrug im Mittel 29.9 ml/s, der Restharn 11.2 ml.
Schlussfolgerung: Populationsbasierte Prävalenzstudien zur OAB sind meist Fragebogen-/Interviewbasiert, urodynamische Daten existieren nur zu einem vorselektionierten Patientengut. Unsere Analyse veranschaulicht eindrücklich, wie klein die iOAB-Kohorte und wie verbreitet relevante Miktionsstörungen in der OAB-Kohorte generell sind. Sie untermauert die Relevanz einer frühzeitigen urodynamischen Diagnostik, die anhand einer Uroflowmetrie und Blasensonographie einfach auch in der urologischen Praxis begonnen werden kann. Alpha-Blocker, uro-/physiotherapeutische Ansätze sowie Biofeedback sind Therapiealternativen, die bei Blasenentleerungsstörungen mit OAB-Symptomen auch in der primären Behandlung zur Verfügung stehen.
Literatur
- 1.
- Irwin DE, Milsom I, Hunskaar S, Reilly K, Kopp Z, Herschorn S, Coyne K, Kelleher C, Hampel C, Artibani W, Abrams P. Population-based survey of urinary incontinence, overactive bladder, and other lower urinary tract symptoms in five countries: results of the EPIC study. Eur Urol. 2006 Dec;50(6):1306-14; discussion 1314-5. DOI: 10.1016/j.eururo.2006.09.019
- 2.
- European Association of Urology, editor. EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Milan March 2023. ISBN 978-94-92671-19-6.