gms | German Medical Science

34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

03.11. - 04.11.2023, Leipzig

Die rissige Realität – eine Zerreißprobe am Hintertürchen

Meeting Abstract

Search Medline for

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 34. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Leipzig, 03.-04.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc16

doi: 10.3205/23dkg16, urn:nbn:de:0183-23dkg163

Published: October 31, 2023

© 2023 Weidhofer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Eine Analfissur ist eine schmerzhafte Verletzung der Schleimhaut im Analkanal mit einem Lebenszeitrisiko von 7,8% [1]. Im Vergleich ist das Lebenszeitrisiko einer Appendizitis 8,6% bei Männern und 6,7% bei Frauen [2]. Aufgrund der schambehafteten Erkrankung sowie milder Verläufe mit Spontanheilung ist die Dunkelziffer vermutlich höher.

Neben konservativen Therapieansätzen wie einer ballaststoffreichen Ernährung, Stuhlregulation sowie Zäpfchen und Salben mit Lokalanästhetika, Kortikosteroiden, Nitroglycerin und Calciumkanalblockern kann bei chronischen Analfissuren eine chirurgische Intervention erforderlich sein.

Gibbons und Read haben bereits 1986 einen erhöhten Sphinktertonus als Ursache oder Folge einer Analfissur und dementsprechend erschwerter Wundheilung untersucht [3]. Auf Basis dieser Erkenntnis wird seit vielen Jahren Botulinumtoxin in der Therapie chronischer Analfissuren eingesetzt. Eine eindeutige Empfehlung der Dosierung und Injektionsstelle existiert bis dato nicht. Auch die S3-Leitlinie [4] kann diese Fragestellungen nicht beantworten.

Ein aktueller Review aus dem Jahr 2022 von Vitoopinyoparb et al. fasste die bisherigen Erkenntnisse zusammen [5]. Die Ergebnisse zeigen moderate Evidenz wobei niedrigere Dosierungen und fissurferne Injektionen ein besseres Kurzeit-Outcome zeigen dürften, hingegen fissurnahe Injektionen die Rezidivrate womöglich vermindern.

Schlussfolgerung: Ziel unserer Arbeit ist es eine Empfehlung anhand der aktuellsten Studien zu formulieren. Die Literatur zeigt aber, dass auch in diesem Gebiet der Proktologie große randomisierte Studien fehlen und jede Behandlung eine Individualentscheidung des behandelnden Arztes, der behandelnden Ärztin, entgegen der angestrebten evidenzbasierten Medizin, darstellt.


Literatur

1.
Mapel DW, Schum M, Von Worley A. The epidemiology and treatment of anal fissures in a population-based cohort. BMC Gastroenterol. 2014 Jul 16;14:129.
2.
Körner H, Söndenaa K, Söreide JA, Andersen E, Nysted A, Lende TH, Kjellevold KH. Incidence of acute nonperforated and perforated appendicitis: age-specific and sex-specific analysis. World J Surg. 1997 Mar-Apr;21(3):313-7.
3.
Gibbons CP, Read NW. Anal hypertonia in fissures: cause or effect? Br J Surg. 1986 Jun;73(6):443-5.
4.
Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie e.V. (DGK), et al. S3-Leitlinie Analfissur. Registernummer 081 - 010. 2019. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/081-010 External link
5.
Vitoopinyoparb K, Insin P, Thadanipon K, Rattanasiri S, Attia J, McKay G, Thakkinstian A. Comparison of doses and injection sites of botulinum toxin for chronic anal fissure: A systematic review and network meta-analysis of randomized controlled trials. Int J Surg. 2022 Aug;104:106798.