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33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

11. - 12.11.2022, Frankfurt am Main

Die Verwendung von resorbierbarem vs. nicht resorbierbarem Nahtmaterial zur vaginalen Netzfixierung im Rahmen der nervenschonenden Kolposakropexie: anatomische und funktionelle Ergebnisse (RCT)

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Jürgen Andress - Department für Frauengesundheit, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Birgitt Schoenfisch - Department für Frauengesundheit, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Markus Huebner - Klinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Sara Yvonne Brucker - Department für Frauengesundheit, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Andrea Lippkowski - Klinik für Urogynäkologie, Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig Krankenhaus, Berlin, Deutschland
  • Kathrin Beilecke - Klinik für Urogynäkologie, Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig Krankenhaus, Berlin, Deutschland
  • Juliane Marschke - Klinik für Urogynäkologie, Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig Krankenhaus, Berlin, Deutschland
  • Ralf Tunn - Klinik für Urogynäkologie, Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig Krankenhaus, Berlin, Deutschland
  • Christl Reisenauer - Department für Frauengesundheit, Universitätsklinikum Tübingen, Berlin, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Frankfurt am Main, 11.-12.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc33

doi: 10.3205/22dkg33, urn:nbn:de:0183-22dkg336

Published: November 9, 2022

© 2022 Andress et al.
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Text

Einleitung: Im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie (RCT) wurden anatomische und funktionelle Ergebnisse sowie Komplikationen der nervenschonenden Kolposakropexie unter Verwendung von resorbierbarem (Vicryl®) vs. nicht-resorbierbarem (Ethibond®) Nahtmaterial erfasst und ausgewertet.

Methode: In der bizentrischen Studie konnten zwischen 2011 und 2015 insgesamt 195 Patientinnen mit isoliertem Scheidenstumpfprolaps (POP-Q II-III) untersucht werden. In zwei homogenen Gruppen erfolgte die vaginale Netzfixierung zufällig mit resorbierbarem oder nicht-resorbierbarem Nahtmaterial. Der anatomische Erfolg (Senkung), funktionelle Ergebnisse bzgl. Blasen- und Darmfunktion bzw. Sexualität wurden 6 Monate postoperativ erfasst und mit den Ausgangsbefunden verglichen. Auch operativ bedingte Komplikationen sowie Netz- oder Nahmaterial-assoziierte Komplikationen wurden untersucht.

Ergebnisse: Bei 97,4% der Frauen konnte ein anatomischer Erfolg erzielt werden, der bei 99,5% der operierten Frauen auch nach 6 Monaten nachweisbar blieb (bei 92,2% POP-Q 0 und bei 7,8% POP-Q I) und zwar unabhängig vom verwendeten Nahtmaterial. Signifikante Verbesserungen von Blasenfunktion und Sexualität bei gleichbleibender Darmfunktion zeigten sich in beiden Gruppen, ebenfalls unabhängig vom verwendeten Nahtmaterial. Netzarrosionen traten bei keiner Patientin auf, während in der Ethibond®-Gruppe 3 Fadenarrosionen nach 6 Monaten nachweisbar waren. Bei einer insgesamt sehr niedrigen Komplikationsrate von 4,6% waren 3 intraoperativ aufgefallene und versorgte Blasenverletzungen sowie postoperativ eine ovarielle Nachblutung und eine Lungenarterienembolie die schwerwiegendsten Ereignisse.

Schlussfolgerung: Die Verwendung von resorbierbarem Nahtmaterial ist dem Einsatz von nicht-resorbierbarem Nahtmaterial im Rahmen der nervenschonenden Kolposakropexie bei isoliertem Scheidenstumpfdeszensus nicht unterlegen und führt ferner zu einer Reduktion der Nahtmaterial-assoziierten Komplikationen. Die hohen Erfolgsraten und die insgesamt sehr geringe Komplikationsrate sind zudem auf die hohe operative Expertise der beteiligten Zentren und ein standardisiertes chirurgisches Vorgehen zurückzuführen.