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33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

11. - 12.11.2022, Frankfurt am Main

Die Tibiale Transcutane Nervenstimulation in der Behandlung der idiopathisch überaktiven Harnblase – Erkenntnisse aus dem prospektiven, placebokontrollierten TNT-Trial

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Fabian Queißert - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Pia Luchtefeld - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Sophie Pferdmenges - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Denis Klein - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Konstantin Seitzer - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Benedict Brücher - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 33. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Frankfurt am Main, 11.-12.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc04

doi: 10.3205/22dkg04, urn:nbn:de:0183-22dkg044

Published: November 9, 2022

© 2022 Queißert et al.
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Text

Einleitung: Symptome der überaktiven Harnblase (OAB) imperativer Harndrang, Pollakisurie, Nykturie und ggf. Harndranginkontinenz betreffen allein in Deutschland etwa 6 Millionen Menschen. Bei der idiopathischen Unterform sind anderweitige Ursachen ausgeschlossen worden. 1st line erfolgt eine medikamentöse Therapie mit Antimuskarinergika oder Mirabegron. 2nd line kann neben einer Injektion von Onabotulinumtoxin auch eine chronische sakrale Nervenstimulation sakral (SNS) erfolgen. Die perkutane Nervenstimulation im Bereich des N. tibialis posterior besitzt in Deutschland aufgrund des hohen Zeitaufwandes kaum einen Stellenwert. Im Rahmen unseres TNT-Trials wurde erstmals die transkutane Adaptation (TTNS) als potentielle neue 1st-line-Therapie im Rahmen einer prospektiven, placebokontrollierten Studie untersucht.

Methode: Nach Ausschluss anderer Ursachen der Harndrangsymptomatik wurden Patienten (Pat.,gn*) mit einer idiopathischen (i)OAB 1:1 einfach verblindet randomisiert. Die TTNS-Stimulation (20 Hertz, Placebo N. fibularis superficialis / Verum N. tibialis posterior) erfolgte mit dem BasicCon®-Therapie-Gerät der Firma TIC-Medizintechnik GmbH an 15 min an 7 Tagen/Woche über 6 Wochen.

Ergebnisse: 82 Pat. (68 Frauen/14 Männer) wurden randomisiert, 79 schlossen das 6-Wochen-Follow-up ab. Objektiv veränderten sich die Miktionsfrequenz/24h (Placebo -1.94 vs. Verum -1.27, Chi Quadrat p=0.2), Dranginkontinenzepisoden/24h (0.22 vs. 0.22, p=0.32) und Nykturie (-0.27 vs. -0.16, p=0.76) in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. OAB-SS (-0.76 vs. -1.33, p=0.18); ICIQ-SF (-1.13 vs. -0.74, p=0.48) zeigten ebenfalls keine signifikant unterschiedlichen Veränderungen in der 6 Wochen-Kontrolle. Der PGI-I betrug im Mittel 2.47 vs. 2.54 (0= sehr viel besser, 1= viel besser, 2= ein wenig besser, 3= keine Veränderung); T-Test p=0.72).

Schlussfolgerung: In der ersten placebokontrollierten Studie der TTNS bei iOAB konnte kein signifikanter Effekt gegenüber Placebo nachgewiesen werden. Einer Behandlung mit dieser nebenwirkungsfreien Therapie sollte daher ein entsprechendes Aufklärungsgespräch vorangestellt werden.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Interessenkonflikt: Die Firma TIC-Medizintechnik (Dorsten, NRW) unterstützte das TNT-Trial durch eine Aufwandsentschädigung und die Bereitstellung des Therapiegeräts BasicCon®.