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32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

05. - 06.11.2021, online

Lebensqualität bei Trägern eines suprapubischen oder transurethralen Harnblasenkatheters in lebenslanger Intention

Meeting Abstract

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Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 32. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. sine loco [digital], 05.-06.11.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc28

doi: 10.3205/21dkg28, urn:nbn:de:0183-21dkg286

Published: November 4, 2021

© 2021 Wiedemann et al.
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Text

Einleitung: Die Anlage eines transurethralen Dauerkatheters (DK) oder suprapubischen Harnblasenkatheters (SPK) in lebenslanger Indikation stellt einen Eingriff mit relevanten Komplikationen, Comorbiditäten und tiefgreifenden Auswirkungen auf das weitere Leben des Betroffenen dar. In welchem Umfang sich Einschränkungen in der Lebensqualität (QoL) der so palliativ versorgten Patienten ergeben, ist bisher noch nie untersucht worden.

Methode: Zur Anwendung kam ein validiertes Assessment zur katheterbezogenen Lebensqualität mit 25 Items in 5 Domänen, das mit demographischen und katheterbezogenen Daten ergänzt wurde. Befragt wurden im Rahmen eines Katheterwechsels Patienten mit einem DK oder SPK in lebenslanger Intention, die diesen mindestens 3 Monate trugen.

Ergebnisse: Fragebögen von 357 Patienten, davon 260 Männer und 97 Frauen, 193 mit SPK und 162 mit DK (2 ohne Angabe) lagen vor. Patienten mit DK waren mit 78,9 ± 11,1 Jahren signifikant älter als solche mit SPK mit 74,4 ± 12,6 Jahren, p < 0,001. Der mittlere Gesamt-Lebensqualitätsscore lag bei 4,1 ± 0,9 Punkten auf einer Skala von 1 (maximal beeinträchtigte QoL) bis 5 (keine Beeinträchtigung der QoL). Es zeigten sich im Einzelnen mit niedrigeren Scores eine vermehrte Angst vor Katheterlecks, Angst vor Uringeruch und Harnwegsinfektionen, vor schmerzhaften Katheterwechseln, Sorge vor im Alter größer werdenden Problemen und Einschränkungen im täglichen Leben. Diese Sorgen waren vor allem bei Frauen, Frauen mit Harninkontinenz als Indikation für die lebenslange Katheterableitung, Trägern eines Katheters von ≥ 18 Charr. Durchmesser sowie bei Patienten < 70 Jahren vorhanden. Frauen mit einem SPK wiesen eine schlechtere Bewertung ihrer QoL als Männer mit SPK auf, wohingegen die Bewertung der Lebensqualität bei DK-Trägern zwischen Männern und Frauen vergleichbar ausfiel. Bei Patienten ≤ 70 Jahre fand sich im Gegensatz zu älteren Patienten häufiger eine größere Sorge um eine beeinträchtigte Sexualität.

Schlussfolgerung: Die gefundenen Ergebnisse stellen erstmals mit einem validierten Assessment die Veränderungen der Lebensqualität bei Katheterträgern in lebenslanger Intention dar. Diese ist zwar insgesamt nur mild beeinträchtigt, darstellbar sind jedoch relevante Sorgen vor Urinlecks, Uringeruch, schmerzhaften Katheterwechseln. Frauen mit SPK bewerten ihre QoL schlechter als Männer mit SPK, besonders auch, wenn die Indikation zur Anlage eine Harninkontinenz war. Diese Informationen sollten in die Indikation zur Katheteranlage insgesamt, zur geschlechtsspezifischen Differentialindikation zwischen SPK und DK ebenso wie die Komplikationsmöglichkeiten der Ersteinlage selbst einfließen. Sie sollten im Kontext möglicher Alternativen wie z. B. einer operativen Desobstruktion oder einer Hilfsmittelversorgung mit dem Patienten bzw. seinen Betreuungspersonen besprochen werden.

Interessenkonflikt:

  • A. Wiedemann:
    • Beratung: Acticore, Dr. Pfleger, Pfizer, Mec-Abc, Omega Pharma
    • Vortragstätigkeit: Acticore, Allergan, Aristo, Berlin-Chemie, Boston Scientific, Desitin, Dr. Pfleger, Ipsen, Jansen, Lilly, Meda, Medac, Omega-Pharma
    • Forschungsunterstützung: Paul-Kuth-Stiftung, Boston Scientific, Dr. Pfleger
  • C. Gedding: keine