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31. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

22.11. - 23.11.2019, Essen

Beckenbodenrehabilitation post partum – eine interdisziplinäre Herausforderung und deren Unterstützung durch modulierte mittelfrequente Elektrotherapie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Armin Fischer - Klinikum Werra-Meißner GmbH, Eschwege, Deutschland
  • Christine Riechmann - Klinikum Werra-Meißner GmbH, Eschwege, Deutschland

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 31. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Essen, 22.-23.11.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc08

doi: 10.3205/19dkg08, urn:nbn:de:0183-19dkg087

Published: November 21, 2019

© 2019 Fischer et al.
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Text

Einleitung: Der Beckenboden in seiner Funktion als Stütz- und Haltestruktur während des gesamten Lebens der Frau einerseits und in seiner Funktion als Anteil des Geburtskanals andererseits, rückt ihn in den Fokus der Interdisziplinarität von unterschiedlichen Berufsgruppen, die sich mit dessen Funktion und Störung auseinandersetzen. Im Rahmen der Beckenbodenrehabilitation postpartal kann die modulierte mittelfrequente Elektrotherapie eine gute Unterstützung bieten. Die Effizienz der Methode wird hier beleuchtet

Methode: Aus der Beckenbodensprechstunde rekrutierte Frauen zwischen 35 und 85 Jahren wurden mit moduliert-mittelfrequenter Elektrotherapie bei struktureller und funktioneller Insuffizienz der Beckenbodenmuskulatur behandelt. 18 Einheiten (2/Woche) über 10 Wochen umfasste das initiale Training. Vor und nach der Behandlung wurde eine palp. Evaluation des Beckenbodens in Anlehnung an das PERFECT-Schema von Laylock und nach dem Oxford-Grading vorgenommen, kombiniert mit einem Fragebogen mit visuellem Analogscore. Der Mittelwert der Geburten lag bei 1,65, nur 4 hatten ausschließlich Schnittentbindungen. Das Gerätetraining wurde mit einem Amplitrain pro-Gerät (Amplitrain) bzw. dem Stimawell-EMS-Gerät der Firma Schwa-Medico durchgeführt, beides Ganz-Körper-EMS-Geräte mit modulierter Mittelfrequenz.

Ergebnisse: Das Training ist auch am vorgeschädigten Beckenboden sehr effektiv. Zunahmen der Muskelmasse lagen palp. bei 20-30%, besonders gut sprach die kraniale Levatorkante auf die Behandlung an und verbesserte so die Tragfähigkeit des Beckenbodens, auch für z.B. Pessare. Das Grading nahm um bis zu 1,75 Punkte auf der Oxford-Skala zu. Der VAS-Wert für die subj. Verbesserung lag bei 6,8 Punkten auf der Skala, für die Lebensqualität sogar bei 7,12. 75% aller Bewertungen lagen über 6.

Schlussfolgerung: Das Beckenbodensystem aus Muskulatur und Bindegewebe als Stabilisator der Eingeweide und „Motor“ für die Funktion der Beckenorgane bedarf einer intensiven Betreuung, vor allem in Phasen kritischer Belastung (Schwangerschaft, Geburt, postpartal und periklimakterisch). Muskuläres Defizit lässt sich nicht (immer) allein durch konventionelle Physiotherapie und entsprechende Verhaltensadaptation kompensieren. Die bislang etablierte niederfrequente Behandlung stößt bisweilen vor allem bei ausgeprägtem Deszensus an ihre Grenzen. Daher ist die Erweiterung des therapeutischen Spektrums um die modulierte Mittelfrequenz begrüßenswert, es zeigt sich aber, wie wichtig die Verzahnung interdisziplinärer Bemühungen um die weibliche Beckenbodengesundheit gefordert ist, will man helfen, den Frauen eine gute Lebensqualität zu erhalten/wiederzuerlangen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hebammen, Geburtshelfern, Urogynäkologen und Kollegen aus den benachbarten Bereichen, Physio- und Elektrotherapeuten (u.a.) ist unbedingt geboten, will man eine gute Beckenbodengesundheit in der Bevölkerung flächendeckend erzielen. Die mod.-mittelfr. Elektrotherapie kann hierzu einen wertvollen Beitrag leisten.


Literatur

1.
Fischer A. Elektrotherapie des Beckenbodens. Frauenarzt. 2016;57(12):1136-1144