gms | German Medical Science

30. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

19.10. - 20.10.2018, Stuttgart

Inkontinenz: Perioperative Komplikationen nach retropubischer TVT Einlage – Eine retrospektive Analyse von 960 Fällen

Meeting Abstract

Search Medline for

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.. 30. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Stuttgart, 19.-20.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc20

doi: 10.3205/18dkg20, urn:nbn:de:0183-18dkg204

Published: November 2, 2018

© 2018 Jahn et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die retropubische TVT (Tension free Vaginal Tape) Einlage ist die häufigste operative Therapie der Belastungsinkontinenz. Ziel unserer Studie war es, die intra- und postoperativen Komplikationen zu erfassen und das Komplikationsmanagement zu beschreiben sowie eventuelle Risikofaktoren für Komplikationen zu identifizieren.

Methode: Analysiert wurden alle Patientinnen, die von Januar 2011 bis Dezember 2016 eine retropubische TVT Operation von einem Operateur erhielten. Der Zeitraum für die postoperative Analyse betrug sechs Wochen.

Nach Durchsicht der Operationsbücher der Jahre 2011–2016 und Erfassung der Patientinnen wurden die Krankenakten durchgesehen. Neben den intra- und perioperativen Komplikationen sowie deren Management wurden Alter, BMI, Voroperationen und zusätzliche Operationen zur untersuchten Operation erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt erhielten 960 Patientinnen zwischen Januar 2011 und Dezember 2016 eine retropubische TVT Einlage von einem erfahrenen Operateur.

91,9% der Patientinnen erhielten ein TVT Exact (der Firma Ethicon, J&J) und 8,1% der Patientinnen bekamen ein Retro-Arc (der Firma AMS). 96.1% der Patientinnen bekamen für den Eingriff eine Analgosedierung, 3,6% erhielten eine Vollnarkose und 0.3% benötigten nach anfänglicher Analgosedierung noch eine Vollnarkose aufgrund von starken Schmerzen.

Von den 960 Patientinnen kamen 794 aufgrund einer Erstinkontinenz in die Klinik. Die übrigen 166 Patientinnen stellten sich mit einer Rezidivinkontinenz vor. Im Mittel waren die Patientinnen zum Zeitpunkt der Operation 59,5 Jahre alt und wiesen einen durchschnittlichen Body-Mass-Index von 27,1 kg/m² auf.

In sechs Jahren gab es zwei intraoperative Komplikationen, wobei eine davon eine Blasenläsion bei der Präparation des Gewebetunnels mit der Schere war. Es wurde zunächst auf die Anlage einer suburethralen Schlinge verzichtet. Die Patientin erhielt einen transurethralen Dauerkatheter zur Blasendrainage für fünf Tage. Vorhofflimmern stellte die andere Komplikation dar. Dieses sprang aber spontan wieder in den Sinusrythmus über und hatte keinen weiteren Einfluss auf die Operation.

Die postoperativen Komplikationen betrugen 7.2% und umfassten: erhöhte Restharnwerte mit Miktionsproblemen (2.8%), erhöhte Restharnwerte (1.2%), Harnwegsinfekte (0.9%), Hämatome im Cavum Retzii (0.4%), postoperative vaginale Blutung (0.4%) und andere (1.5%). Diese waren jeweils einmal: blutige Diarrhoe, Diarrhoe, akuter Myokardinfarkt, Angina Pectoris-Beschwerden, Arrhythmia absoluta, Asystolie über 20 Sekunden im Aufwachraum, ausgedehnte Hämatomformation im Bereich des Musculus rectus abdominis im Mittel- und Oberbauch rechts (retrospektiv nicht mit der OP in direktem Zusammenhang zu sehen, bedingt durch eine Gefäßruptur im Rahmen eines Hustenanfalls) Hämatom suprasymphysär, Genitalmykose, Defektheilung, Schmerzen im Bereich der suprasymphysären Ausstichstelle rechts, Unterbauchschmerzen, persistierende Belastungsinkontinenz, ausgeprägte Dranginkontinenz.

Die Patientinnen, bei denen peri- oder postoperativ Komplikationen auftraten, waren im Durchschnitt 63,3 Jahre alt und somit gut vier Jahre älter als der Durchschnitt aller operierten Patientinnen. Der Body-Mass-Index dieser Gruppe betrug durchschnittlich 26,6 kg/m². Damit war er um 0,5 kg/m² geringer als der durchschnittliche Body-Mass-Index aller operierten Frauen.

Die Patientin mit der intraoperativen Blasenläsion hatte einen BMI von 34,8 kg/m².

Des Weiteren wiesen 69% der Patientinnen mit Komplikationen mindestens eine Voroperation im gynäkologischen Bereich vor. 21,2% der Patientinnen mit Komplikationen hatten zusätzlich zu dem retropubischen TVT einen weiteren operativen Eingriff (Kombinationseingriff).

Schlussfolgerung: Das retropubische TVT ist ein minimal invasiver Eingriff und geht mit einer sehr niedrigen Komplikationsrate einher. Das Alter der Patientinnen und gynäkologische Voroperationen erhöhen das perioperative OP Risiko.