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27. Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e. V.

Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e. V.

23.05. - 25.05.2019, Kassel

Besiedlung, Infekte und rationale Hygienemaßnahmen in der Beatmungsintensivmedizin

Meeting Abstract

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  • Fanar Othman - Klinikum Niederrhein, Medizinische Klinik II, Bronchial- und Lungenerkrankung, Oberhausen
  • Gerhard Laier-Groeneveld - Klinikum Niederrhein, Medizinische Klinik II, Bronchial- und Lungenerkrankung, Oberhausen

Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.. 27. Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.. Kassel, 23.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19digab07

doi: 10.3205/19digab07, urn:nbn:de:0183-19digab074

Published: May 13, 2019

© 2019 Othman et al.
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Der Einsatz von Isolationsmaßnahmen erfolgt aus mikrobiologischen Erwägungen ohne Daten bezüglich Lebenserwartung. Studien bezweifeln deren Notwendigkeit. Isolationsmaßnahmen führen zu einer Unterversorgungen von Intensivpatienten und gefährden deren Leben. Weitere Studien zu deren Sinnhaftigkeit sind dringend notwendig.

Methode: Die respiratorische Intensivstation RICU verfügt über 10 Betten mit einer jährlichen Auslastung von 98%. Das Hygienemanagement erfolgt nach den Empfehlungen für die Beatmungsmedizin mit dem Prinzip sauber aber nicht steril. Absaugen erfolgt mit der Non Touch Methode. Unsterile Handschuhe können genutzt werden. Kanülenwechsel erfolgen bei Notwendigkeit und ebenso wie die Bronchoskopie sauber aber nicht steril. Wechsel des Patientensystems geschieht nur bei Defekt. Die Isolations- und Dekontaminationsmaßnahmen bei MRSA und MRGN werden nach Klinikvorgaben beachtet trotz fehlender Evidenz und gegenteiligen Studien. Antibiotika werden bei Übernahme vollständig abgesetzt, anschließend restriktiv eingesetzt nur bei zuverlässig nachgewiesener Organinfektion und in der Regel erst nach Erhalt des Antibiogramms.

Es erfolgte eine umfassende Erregerdiagnostik mit den üblichen Abstrichen, aus Bronchialsekret und Urin in allen Fällen sowie durch Blutkultur nur bei Indikation. Die Auswertung erfolgte retrospektiv für das Jahr 2018. Mehrfachaufenthalte wurden als 1 Fall gewertet.

Ergebnisse: Bei 184 Patienten (mittleres Alter 70 Jahre) wurde in 18% (34 Patienten) 48 verschiedene MRE (28 3MRGN, 4 4MRGN, 12 MRSA, 4 VRE) nachgewiesen. Die häufigsten Erreger mit 3MRGN waren 10 E coli, 9 Pseudomonas, 5 Klebsiella und mit 4MRGN ausschließlich Pseudomonas. 21 MRE wurden anal, 18 aus dem Nasenrachenbereich, 8 aus Bronchialsekret und 6 aus Urin nachgewiesen.

16 (6%) waren erworben und 32 (12%) importiert. Bei allen erworbenen MRE ging eine Antibiose nach Aufnahme voran. Bei 6,2% (3 Fälle) kam es zu einer Infektion. Allen anderen waren nur besiedelt und wurden daher nicht antibiotische behandelt. 16 Patienten hatten eine COPD, 5 eine Neuromuskuläre Erkrankung inkl. ALS, 13 sonstige Erkrankungen.

Die maximale Übertragungsrate (gleicher Keim, gleiches Antibiogramm und Kontakt) von irgendeinem MRE lag bei 2% (1 Fall). Die Mortalität bei den MRE Trägern lag bei 14,5%. Todesursachen waren respiratorische Insuffizienz und nicht ein Infekt.

Schlussfolgerung: MRE sind in der Beatmungsintensivmedizin mit 18% präsent, vorwiegend 3MRGN, die auf Normalstation nicht isoliert werden, und MRSA.

MRE sind importiert mit den Weaningpatienten und Folge des Antibiotikaeinsatzes. Eine Übertragung findet praktisch nicht statt.

Die Sterblichkeit bei MRE ist nicht erhöht. MRE Patienten sterben nicht an Infektionen.

Daher sind Isolationsmaßnahmen nicht begründet. Ein sauberes, nicht steriles Vorgehen beim Absaugen, Trachealkanülenwechsel und bei der Bronchoskopie ist adäquat.