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Antibiotikahaltige Hüftspacer - aktueller Status
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Spätinfekte im Bereich der Hüftendoprothetik stellen noch heutzutage eine gefürchtete Komplikation dar, welche zu protrahierten und langwierigen Heilungsprozessen führen. In der Regel wird ein zweizeitiges Verfahren zur Infektsanierung angestrebt, wobei die Anlage einer Resektionshüfte oder die Implantation einer antibiotikabeladenen Interimsprothese / Spacer zu den beiden Therapiemöglichkeiten gehören. In den letzten Jahren hat die Spacerimplantation an Bedeutung gewonnen, allerdings ist über das genaue Potential dieser Implantate wenig bekannt.
Methodik: Daten aus 38 Medline- und nicht-Medline-gelisteten Artikeln über Implantationen von Hüftspacern wurden erhoben. Die Publikationen wurden hinsichtlich klinischer Erfahrung, pharmakokinetischen Eigenschaften und mechanischer Stabilität ausgewertet.
Ergebnisse: In den letzten 15 Jahren sind Daten über mindestens 339 Patienten publiziert worden, welche mit einem Spacer behandelt wurden. Die Infekteradikationsrate liegt, je nach Definition einer Infektpersistenz und Reinfektion, bei über 90 %. Die Kombination aus zwei Antibiotika wurde bevorzugt eingesetzt. Während der Interimsphase konnte die Mehrheit der Patienten unter Teilbelastung mobilisiert werden, darüber hinaus zeigten verschiedene Hüftscores eine signifikante Besserung des funktionellen Ergebnisses. Einige Autoren verstärken die Stabilität ihrer Spacer mit einem metallischen Endoskellett, es existiert aber keine Studie, welche Daten über eine signifikante Stabilitätssteigerung durch einen metallischen Körper liefert. Komplikationen hinsichtlich Luxationen, Spacerbrüchen und erneuten Infektionen wurden in ca. 10 % der Fälle beobachtet. Der Vergleich zwischen Spacer und Girdlestone-Hüfte zeigt die Überlegenheit der Interimsprothese auf.
Schlussfolgerung: Antibiotikahaltige Spacer sind mit einer Erfolgsrate von über 90 % eine effiziente Therapieoption zur Behandlung von Spätinfekten im Bereich der Hüftendoprothetik. Künftige Studien sollten sich mit der Verbesserung der pharmakokinetischen Eigenschaften beschäftigen. Die mangelnde Belastbarkeit der Konstrukte kann mit der Entwicklung metallischer Endoskelette optimiert werden.