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Kallusdistraktion mit externen und voll implantierbaren, motorisierten Distraktionssystemen – was kann sie nach Tumorresektion leisten?
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Published: | September 28, 2006 |
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Einleitung: Die Überlebensrate bei malignen Knochentumoren hat sich in den letzten Jahren entscheidend verbessert. Während das Ziel der Tumorentfernung unverändert die R0-Resektion bleibt, müssen an den Wiederaufbau des Knochens wesentlich höhere Anforderungen gestellt werden als früher. Es gilt nicht nur die Extremität, sondern auch die Funktion mit Langzeitperspektive zu erhalten. Welchen Beitrag kann die Kallusdistraktion heute leisten?
Methodik: Bei der häufig kniegelenksnahen Tumorlokalisation lassen sich externe Fixateure nicht vermeiden. Der Knochen wird mit einer meist gelenküberbrückenden Montage stabilisiert und der Defekt durch einen motorisierten Segmenttransport geschlossen, der unmittelbar nach der Resektion noch unter Chemotherapie beginnt. Bei diaphysären Defekten kann die Stabilisierung mit einem Marknagel erfolgen und der Segmenttransport nach Abschluss der Chemotherapie mit einem voll implantierbaren Distraktionsmarknagel (Fitbone) durchgeführt werden. Auch sekundäre Defekte oder Verkürzungen z.B. nach kollabierten Allocrafts, selbst wenn eine Tumorprothese implantiert werden muß, lassen den Aufbau durch körpereigenen Knochen mit diesem Implantat zu. Bei 10 Patienten (Durchschnittsalter 15 J) wurden Defekte (mittl. Länge 15,5cm) nach Tumorresektion mit programmierbaren, motorisierten Distraktionssystemen (6xextern, 4xintern) behandelt.
Ergebnisse: Bei allen Patienten konnte die Defektstrecke durch Kallusdistraktion überbrückt werden. Die Funktion der angrenzenden Gelenke wurde in 8 Fällen erhalten, 2 x erfolgte eine primäre Arthrodese des Kniegelenks, da der Streckapparat infiltriert war. Unter Chemotherapie war die Regeneratbildung deutlich langsamer, in einem Fall musste ein zweiter Transport angeschlossen werden. Eine erhöhte Pininfektionsrate unter Chemotherapie war bei geeigneter Fixateurmontage nicht zu beobachten. Beinlängendifferenzen durch Wegfall der Wachstumsfuge konnten mit der gleichen Methode ausgeglichen werden.
Schlussfolgerung: Die Kallusdistraktion galt früher als zu langwierig und hatte deshalb bei der Behandlung maligner Knochentumore keine Bedeutung. Aufgrund der erzielbaren Behandlungsresultate mit technisch hochwertigen Implantaten und der dazugehörigen Operationstechnik stellt sie heute in geeigneten Fällen eine Alternative dar und sollte in spezialisierten Zentren angeboten werden.