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Erstellung eines soziodemographischen Risikoprofils zur Diagnoseverzögerung bei Knochentumoren
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Knochentumoren sind im Vergleich zu anderen Tumoren selten, eine Diagnoseverzögerung ist häufig. Ziel dieser Studie war der Versuch ein soziodemographisches Risikoprofil zu erstellen, um im Hinblick auf eine Diagnoseverzögerung gefährdete Patienten zu identifizieren.
Methodik: Es erfolgte die retrospektive Erfassung von 265 Patienten mit Knochentumoren. Es wurde der Zeitpunkt der ersten Symptome, des ersten Arztbesuches, der ersten Therapie und die Patientenfaktoren Familienstand, Nationalität, Wohnumgebung, Beruf, Alter, Geschlecht, Dignität und Genese sowie die Histologie des Tumors erfasst. Es erfolgte die statistische Analyse durch Kaplan Maier Überlebenskurven sowie die Multivarianz Analyse mittels Cox-Modellen.
Ergebnisse: Es wurden 80 benigne, 20 semimaligne und 165 maligne Knochentumoren diagnostiziert. Dabei handelte es sich um 75 Metastasen bei bekanntem Primarius und 50 Metastasen bei unbekanntem Primarius. Im Hinblick auf das Patienten Delay (1.Symptome bis 1. Arztbesuch) zeigte sich, dass die Genese des Tumors (p<0,001) und das weibliche Geschlecht (p=0,71 nicht signifikant) Risikofaktoren für einen späteren Arztbesuch sind. Das Risiko eines verlängerten Professional Delay (1. Arztbesuch bis erste Therapie) war bei Patienten unter 30 Jahren (p=0,016) oder einer bekannten Tumorgenese (p<0,001) signifikant erhöht. Bei Betrachtung des Symptom Intervalls (1. Symptome bis 1. Therapie) stellten sich das Alter <30Jahre (p=0,01), die Genese (p<0,001) und Wohnumgebung auf dem Land (p=0,012) als signifikante Risikofaktoren zur Diagnoseverzögerung dar.
Schlussfolgerung: Die Identifizierung des Risikofaktors „junges Alter“ für eine Diagnoseverzögerung bei Knochentumoren sollte für den behandelnden Arzt implizieren, bei diesen Patienten an die Möglichkeit eines Knochentumors zu denken. Der dargestellte Risikofaktor „ländliche und kleinstädtische Umgebung“ könnte durch eine niedrigere Arztdichte und eine geringere Spezialisierung bedingt sein. Kontinuierliche Fortbildung über Knochentumoren ist daher besonders auf diesem Gebiet erforderlich.