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Die übersehene Essex-Lopresti-Verletzung - Ein therapeutisches Desaster ?
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Welches Behandlungsergebnis kann nach übersehener Essex Lopresti Läsion - einer seltenen komplexen Kombinationsverletzung des Unterarms bestehend aus einer Radiusköpfchenfraktur mit Ruptur der Membrana interossea - erwartet werden? Ist ein therapeutisches Desaster vorprogrammiert?
Methodik: In einer retrospektiven Untersuchung wurden in einem Zeitraum von 1999 bis 2005 12 Patienten, 7 Männer und 5 Frauen, Altersdurchschnitt 44.9 Jahre (26-54 Jahre) mit einer primär übersehenen Essex-Lopresti-Verletzung operativ therapiert und im weiteren Verlauf klinisch und radiologisch nachuntersucht. Die operative Versorgung der Essex-Lopresti-Verletzung erfolgte im Mittel 5,4 Monate nach Unfallereignis (1-16 Monate). Alle 12 Patienten konnten im Durchschnitt 29,2 Monate (2-69 Monaten) post OP klinisch und radiologisch nachuntersucht werden. Die klinische Nachuntersuchung erfolgte unter Zuhilfenahme des Majo modified wrist scores, des DASH-Scores, des Scores nach Morrey und eines Patientenzufriedenheitsbogens.
Ergebnisse: Bei 9 Patienten erfolgte die operative Versorgung mittels Radiusköpfchenprothese. Das Verfahren nach Sauve-Kapandji wurde bei zwei Patienten alleine und bei einem Patienten in Kombination mit einer Radiusköpfchenprothese angewandt. 5 Patienten erreichten postoperativ ein gutes, drei Patienten ein befriedigendes und vier Patienten ein mäßiges bis schlechtes Ergebnis nach den o.g. Scores. Bei den Bewegungsdefiziten überwogen vor allem die Umwendbewegungen des Unterarmes und die Extension im Bereich des Ellenbogengelenkes. Zu schlechten Ergebnissen kam es in Kombination mit Begleitverletzungen. 7 Patienten gaben subjektiv vor allem einen Zuwachs der Beweglichkeit, sowohl im Ellbogen- als auch Handgelenk an. Als vorrangiges Therapieziel erschien allen Patienten jedoch die erlangte Schmerzfreiheit.
Schlussfolgerung: Operativ sollte zunächst die Implantation einer Radiusköpfchenprothese erfolgen, um einen weiteren proximalen Radiusshift zu verhindern und das distale Radioulnargelenk wieder anatomiegerecht einzustellen. Ist hierdurch keine radioulnare Stabilität erreichbar, empfehlen wir zusätzlich das Verfahren nach Sauve-Kapandji. Vor diesem Hintergrund muss die übersehene Essex-Lopresti-Verletzung kein therapeutisches Desaster sein, denn unsere Ergebnisse belegen, dass ein Großteil der Patienten mit einem guten bis befriedigendem Ergebnis bei hoher Patientenzufriedenheit behandelt werden konnten.