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PHILOS bei der Rekonstruktion des zertrümmerten Oberarmkopfes-Erfahrungen nach 190 Operationen mit einem neuen Implantat
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Die übungsstabile operative Versorgung der Mehrfragmentfrakturen am proximalen Oberarm ist immer noch eine Herausforderung in der modernen Unfallchirurgie. Die Entwicklung unterschiedlichster Osteosyntheseverfahren führte bisher nicht zu einer Reduktion der mannigfaltigen Komplikationen. Die Lösung muss in einer Verbesserung der Implantatverankerung im osteoporotischen Knochen liegen. Kann hier ein neu entwickeltes Implantat Entscheidendes leisten?
Methoden
PHILOS ( Proximal Humerus Internal Locked System ) ist ein kleindimensioniertes, der Anatomie des proximalen Humerus angepasstes winkelstabiles Implantat speziell für Mehrfragmentfrakturen. Bis zu 8 winkelstabile Schrauben sind multidirektional im Oberarmkopf zu platzieren. Am Schaft ermöglichen 3 Plattenlöcher im LCP-Design wahlweise 3,5 mm Standard-Kortikalisschrauben.
Von 12/2000 bis 1/2004 setzten wir das Implantat bei 190 Patienten mit vorwiegend Oberarmkopf-Mehrfragmentfrakturen des Typ B und C ein (Durchschnittsalter 68 Jahre; ¾ Frauen ). Im Oberarmkopf verwendeten wir 5,8 winkelstabile Schrauben, am Schaft zumeist 3 Standard-Kortikalisschrauben und in der fast Hälfte der Fälle eine zusätzliche Zuggurtung im Bereich der Tuberkula.
Ergebnisse
Die Operation dauerte bei problemloser intraoperativer Handhabung des neuen Implantats durchschnittlich 66 Minuten und die intraoperative Durchleuchtung lag unter 2 Minuten. Bisher beobachteten wir während der stationären Akutphase 4 Infekte und keine Implantatversager durch Ausreißen der Platte aus der Kopf. Diese hohe Verbundstabilität im Oberarmkopf wurde bei 3 Patienten deutlich, die 3 Wochen postoperativ nach adäquaten Traumen Oberarmschaftfrakturen am gleichen Arm erlitten; das Implantat im Oberarmkopfbereich dislozierte nicht. Ein Sintern der osteoporotischen Kalotte über die Schraubenspitzen - auch mit Gelenkperforation - trat gelegentlich auf, weshalb wir in letzter Zeit bei entsprechenden Situationen Knochenersatzmaterial zu Augmentation des Spongiosadefektes verwenden.
Schlussfolgerungen
PHILOS scheint aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen einen Fortschritt bei der operativen Versorgung komplexer Frakturen des alten Menschen darzustellen. Eine frühfunktionelle Behandlung ist zumeist möglich und macht in vielen Fällen die primäre Humeruskopfprothese entbehrlich. Mittel- und langfristige Ergebnisse - insbesondere unter dem Aspekt der Humeruskopfnekrose und sekundärer Implantatversager - stehen noch aus. Im Rahmen einer aktuellen Nachuntersuchung ergeben sich Hinweise, dass sog. "Abrissfrakturen" (nach Resch) eine sicherere Stabilisierung durch PHILOS ermöglichen als sog. "Stauchungsfrakturen", die möglicherweise bei größerem Spongiosadefekt eine zusätzliche Augmentation erfordern.