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Winkelstabiler Plattenfixateur (PHILOS) bei 3- und 4-Fragmentfrakturen des Humeruskopfes: eine gute Indikation?
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Die operative Versorgung instabiler 3- und 4-Fragmentfrakturen des Humeruskopfes stellt bis heute ein unbefriedigend gelöstes Problem dar. In einer prospektiven Untersuchung wurden die klinischen Ergebnisse nach winkelstabiler Plattenosteosynthese (PHILOS, Fa. Synthes) bei dislozierten 3- und 4-Fragmentfrakturen untersucht.
Methoden
In die Studie wurden 35 konsekutive Patienten mit primären 3- und 4-Fragment-Frakturen aufgenommen. Das mittlere Alter lag bei 60,7 Jahren (20 – 84 Jahre). Es fanden sich 13 B- und 22 C-Frakturen. 4 Frakturen zeigten einen head-split, 5 Frakturen eine Kopfluxation. In allen Fällen erfolgte die Versorgung über einen deltoideo-pektoralen Zugang. In der überwiegenden Zahl der Fälle wurde die Rotatorenmanschette zusätzlich mit einer Zuggurtung versorgt. Nach durchschnittlich 16,5 Monaten (8 - 27 Monate, davon 29 Frakturen über 12 Monate) wurde die Schulterfunktion nach dem Constant-Score und die Schmerzsymptomatik mit einer visuellen Analogskala bewertet.
Ergebnisse
Bei allen Patienten war eine übungsstabile frühfunktionelle Therapie möglich. Alle Frakturen heilten knöchern aus, eine Reoperation war nur in einem Fall notwendig. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung fanden sich im Constant-Score durchschnittlich 76 Punkte. Die Frakturklassifikation nach Neer und AO zeigte keinen Einfluss auf das Endergebnis. 64% der Patienten hatten keine oder milde Schmerzen, 71% konnten den Arm über 90° abduzieren.
Eine partielle Humeruskopfnekrose (HKN) fand sich bei 16% aller Fälle, mit einem Anteil von 4% bei den nicht luxierten und 80% bei den luxierten Frakturen. Die Luxation der Kalotte (p = 0,02) und die partielle HKN (p = 0,005) hatten einen signifikant negativen Einfluss auf das funktionelle Spätergebnis. Die HKN wirkte sich signifikant negativ auf den Schmerz-Wert aus (p = 0.04). Als Komplikationen fand sich ein Schraubenausriß im Schaftbereich, welche neu platziert wurden. In einem weiteren Fall zeigte sich eine stabile Fraktur im Schaftbereich des Humerus, die konservativ unter geringer Angulation ausheilte. Isolierte, nicht operationswürdige sekundäre Dislokationen der Tuberkula konnten bei zwei Patienten aus der Initialphase der Studie beobachtet werden, bei denen auf eine Zuggurtung des M. Infraspinatus verzichtet worden war.
Schlussfolgerungen
Die winkelstabile Plattenosteosynthese in Kombination mit der Zuggurtung der Tuberkula zeigt sich als ein sicheres und schmerzarmes Verfahren zur Versorgung von dislozierten 3- und 4-Fragmentfrakturen auch bei Osteoporose. Da bei 4-Fragment-Luxationsfrakturen mit erhaltener Kalottenkontur in 40% befriedigende oder bessere Ergebnisse erreicht werden, ist die winkelstabile Platte bei diesen Frakturen als Alternative zur Humeruskopfprothese zu sehen.