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Kniegelenkempyme bei osteosynthetisch versorgten infizierten Tibiakopffrakturen
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Kniegelenkempyeme nach osteosynthetisch versorgten infizierten Tibiakopffrakturen werden häufig zögerlich und initial unzureichend chirurgisch therapiert. Wie beeinflusst eine frühzeitige, konsequente, offene Gelenkbehandlung die verbleibende Kniegelenkfunktionalität ?
Methoden
Retrospektive Auswertung der nach osteosynthetisch versorgten infizierten Tibiakopffrakturen gleichzeitig bestehenden Kniegelenkempyeme (n=31) aus einem 10-Jahreszeitraum (1993-2003).
Ergebnisse
Die 31 Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 50,5 Jahren (19-77 Jahre, m=46, w=61Jahre). Die ausnahmslos extern vorversorgten Frakturen (davon 10 offene) zeigten zwischen dem 2. und 225. Tag (durchschn. 25,7 Tag) Infektzeichen mit Ausbildung eines Kniegelenkempyems nach Erstversorgung der Fraktur. Die bakteriologischen Untersuchungen ergaben in 26,3% keinen Keimnachweis, während Staph. aur. in 39,5%, Staph. epiderm. in 18,4%, E. coli in 10,5% und Proteus in 5,3% nachgewiesen wurden. Eine Mischbesiedlung trat bei 19,3% auf.
Die durchschnittliche Zahl der Revisionseingriffe vor Weiterverlegung in unser Zentrum betrug bei ehemals offenen Frakturen 1,6 und bei geschlossenen 2,75.
Zur Infektberuhigung waren bei uns weitere 4,7 bzw. 3,7 Revisionen notwendig. Aufgrund der Infektsituation mit fortgeschrittener Knorpelzerstörung war in 14 Fällen die primäre Distanzarthrodese zur Vorbereitung einer endgültigen Arthrodese erforderlich. Bei weiteren 10 Patienten die bilateral arthrotomiert, synovialektomiert und neben Einlage von Antibiotikaketten einer offenen Gelenkbehandlung zugeführt wurden, konnte eine befriedigende Kniegelenkbeweglichkeit (durchschn. 0-10-85°) bei Stabilität wieder hergestellt werden. Bei einem Patienten erfolgte die Einlage eines Pallacos-Spacer zur Vorbereitung auf die Implantation einer Knie-TEP, eine Patientin verstarb an einer akuten Myocardischämie, über die abschließend verbleibende Kniegelenkfunktion weiterer fünf Patienten kann bei heimatnaher Weiterbehandlung keine Aussage getroffen werden
Schlussfolgerungen
Die gleichzeitige, konsequente chirurgische Therapie von Tibiakopfosteitiden mit Kniegelenkempyemen durch frühzeitige Entfernung der internen Osteosynthese, komplette Sequestrektomie sowie bilaterale Arthrotomie mit Synovialektomie, die Einlage von Antibiotikaketten und die offene Gelenkbehandlung erhöht die Chance auf eine befriedigende Funktion des Kniegelenkes.