gms | German Medical Science

67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

11. bis 16.11.2003, Messe/ICC Berlin

Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs) sind potente Inhibitoren der Frakturheilung

Meeting Abstract (DGU 2003)

  • corresponding author C. Khoa Nguyen - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie, Uni-Klinikum Eppendorf, Martinistrasse 52, 20246, Hamburg, Phone: 040-42803-6083, Fax: 040-42803-8010
  • M. Haberland - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie, Uni-Klinikum Eppendorf, Martinistrasse 52, 20246, Hamburg, Phone: 040-42803-6083, Fax: 040-42803-8010
  • M. Amling - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie, Uni-Klinikum Eppendorf, Martinistrasse 52, 20246, Hamburg, Phone: 040-42803-6083, Fax: 040-42803-8010
  • J.M. Rueger - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie, Uni-Klinikum Eppendorf, Martinistrasse 52, 20246, Hamburg, Phone: 040-42803-6083, Fax: 040-42803-8010

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 11.-16.11.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. Doc03dguI4-3

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2003/03dgu0557.shtml

Published: November 11, 2003

© 2003 Nguyen et al.
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Fragestellung

Frakturen stellen auch im 21. Jahrhundert das größte klinische Problem und das wichtigste Thema der traumatologischen und orthopädischen Chirurgie dar. Die klinische Anwendung von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs), wie beispielsweise Diclofenac, zur schmerzlindernden und antientzündlichen Therapie von Frakturen hat sich dabei in den letzten Jahrzehnten bewährt und sich als Standardtherapie zur Reduktion von Schmerzen und Schwellung etabliert. Ob diese Substanzen einen Einfluss auf die Knochenheilung haben ist aber nach wie vor ungeklärt.

Methoden

Der Einfluss von Diclofenac auf die Frakturheilung wurde an 120 weiblichen Mäusen untersucht. Die standardisierte Frakturierung des Femurs erfolgte durch eine Einhorn-Frakturmaschine mit anschliessender intramedullärer Schienung. Diclofenac wurde in einer humanen Äquivalenzdosis sowohl dauerhaft als auch als Kurzzeitmedikation appliziert. Als Kontrollen wurden mit Placebo behandelte Tiere verwendet. Zum Nachweis der Spezifität der beobachteten Effekte für NSAIDs wurde desweiteren eine Gruppe mit Dexamethason behandelter Tiere untersucht. Der Frakturverlauf wurde radiologisch (Kontaktradiographie, µCT), histologisch, histomorphometrisch und biomechanisch untersucht.

Ergebnisse

Bereits die kontaktradiographischen Aufnahmen zeigten signifikante Unterschiede im Frakturheilungsprozess und in der Morphologie des Kallus. Diese Unterschiede konnten durch histologische und histomorphologische Analysen bestätigt werden. Mit Diclofenac behandelte Mäuse zeigten eine signifikant verminderte Ossifikation im Kallusbereich. Desweiteren resultierte die verzögerte Frakturheilung bei 20% der mit Diclofenac behandelten Tiere in einer Pseudarthrose. Auf zellulärer Ebene zeigte sich durch die dynamische histomorphometrische Analyse eine signifikante Erniedrigung der osteoblastären Aktivität in der mit Diclofenac behandelten Gruppe. Die biomechanischen Analysen demonstrierten eine signifikant niedrigere biomechanische Stabilität der mit Diclofenac behandelten Femora (z. B. Kraft: 15,2 N in der Kontrollgruppe gegen 9,1 N in der Diclofenac behandelten Gruppe, p<0,01). Die mCT-Analysen zeigen den Einfluss der verminderten Knochenformation auf die Frakturheilung in dreidimensionaler Weise in Form von mangelnder Durchbauung des Frakturspaltes, verzögerter Knochenheilung oder sogar Ausbildung von Pseudarthrosen. In der Dexamethason behandelten Gruppe konnte dagegen kein signifikanter Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse dieser Studie belegen den hemmenden Einfluss von Diclofenac bei der geschlossenen, intramedullär geschienten Femurfraktur im Mausmodell. Auch wenn die Übertragung diese Daten auf den Menschen sicherlich mit Vorsicht erfolgen sollte, erscheint aufgrund der überaus weiten Verbreitung von Diclofenac, eine prospektive, klinische Studie zur Untersuchung von NSAIDs auf die Frakturheilung des Menschen dringend nötig.