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Östrogen - ein potenter Wirkstoff zur Verbesserung der Frakturheilung osteoporotischer Knochen
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Osteoporotische Knochen zeigen eine schlechtere Frakturheilung als gesunde Knochen. Ziel dieser Studie war herauszufinden ob die eingeschränkte Frakturheilung primär auf die verschlechterte Knochensubstanz oder auf den Mangel an Östrogen zurückzuführen ist. Desweitern sollte analysiert werden ob Östrogen zur potentiellen Heilungsbeschleunigung bei osteoporotischen Frakturen genutzt werden kann.
Methoden
Es wurden 150 weibliche Mäusen untersucht. Die Frakturierung des Femurs erfolgte durch eine Einhorn-Frakturmaschine mit anschliessender intramedullärer Schienung. Akute Östrogeninsuffizienz wurde durch Ovarektomie (ovx) bei Fraktur, chronische Insuffizienz durch ovx 6 Wochen vor Fraktur induziert. Östrogen (E2) wurde in einer Äquivalenzdosis zur menschlichen Hormonersatztherapie appliziert. Als Kontrollen wurden mit Placebo behandelte Tiere verwendet. Der Frakturverlauf wurde radiologisch (Kontaktradiographie, µCT), histologisch, histomorphometrisch und biomechanisch untersucht.
Ergebnisse
Sowohl Mäuse mit akutem als auch Mäuse mit chronischem E2-Mangel zeigten eine signifikant verschlechterte Frakturheilung. Schon in der Kontaktradiographie war eine durchgehend verminderte Mineralisierung des Kallus in den ovx Mäusen zu erkennen. Diese konnte histologisch sowohl im endostalen Kallus als auch im periostalen Kallus nachgewiesen werden. Auf zellulärer Ebene zeigte sich durch die dynamische histomorphometrische Analyse eine signifikante Abnahme der osteoblastären Aktivität um 50 % in den ovx Gruppen. Die biomechanischen Analysen demonstrieren eine durch ovx bedingte signifikant verschlechterte biomechanische Stabilität der frakturierten Femora (Kontrolle 15,2 N; akute E2-Defizientez 6,2 N; chronische E2-Defizienz 8,4 N, p<0,01). Chronisch E2-defiziente Mäuse, denen zum Zeitpunkt der Fraktur und für den weiteren Verlauf Östrogen appliziert wurde, zeigten eine über die Norm hinaus gesteigerte biomechanische Kompetenz des Frakturkallus (15,2 N gegen 22,8 N, p<0,001).
Schlussfolgerungen
Diese Studie zeigt, dass Östrogen-Insuffizienz zu einer signifikant verschlechterten Frakturheilung führt. Dieser Effekt ist bei chronisch Östrogen-defizienten Tieren weniger stark ausgeprägt obwohl diese durch den Östrogenmangel eine am kontralateralen Femur nachweisbare Verminderung der Knochenqualität hatten. Dies zeigt, dass die Verschlechterung der Frakturheilung bei osteoporotischen Frakturen im wesentlichen durch den Östrogenmangel bedingt ist, und nur sekundär durch die verminderte Knochenqualität. Desweiteren konnte gezeigt werden, dass eine Medikation zum Frakturzeitpunkt mit Östrogen zu einer über die Norm verbesserten Heilung von osteoporotischen Frakturen führt. Aufgrund der erwiesenen Verträglichkeit einer Östrogen-Kurztherapie, legen diese Daten nahe, dass Östrogen auch im klinischen Alltag zur additiven Therapie bei osteoporotischen Frakturen eingesetzt werden könnte.