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Umsetzung der Teilbelastung der unteren Extremität in der postoperativen geriatrischen Rehabilitation
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
In der postoperativen Rehabilitation nach Verletzungen ist die Teilbelastung eines Beins anerkannter integraler Bestandteil eines frühfunktionellen Behandlungskonzepts. Die zeitliche Limitierung der Belastungsgrade erfolgt in der Regel durch den Operateur in Abhängigkeit von Frakturtyp, -versorgung und Knochenqualität. Im Alter sind verminderte Koordinations- und Proprozeptionsfähigkeit häufig gekoppelt mit physiotherapeutischen Nachbehandlungsproblemen, die Modifikationen des Übungskonzepts bedingen. Inwieweit geriatrische Patienten im Vergleich zu jungen Patienten statisch vorgegebene Teilbelastungsgrade während der dynamischen Gangphase einhalten bzw. überschreiten und somit a priori altersangepasste Übungskonzepte erfordern, ist unbekannt.
Methodik
Es wurden 12 jüngere Patienten (< 60 Jahre, Median 42 Jahre) und 11 ältere Patienten (> 60 Jahre, Median 70 Jahre) mit operativ versorgten Frakturen der unteren Extremität an drei verschiedenen Tagen untersucht. Vor der Ganganalyse übten die Patienten das operierte Bein mit 200 N statisch auf einer Waage teilzubelasten. Die Analyse der dynamischen Teilbelastungsphase erfolgte ab dem 3. postoperativen Tag nach gesicherter Mobilisation unter Anleitung eines Physiotherapeuten mit Hilfe des pedar mobile System (novel gmbh). Dieses im-Schuh-Analysesystem erlaubt die Erfassung von dynamischen Sohlen-Druck-Verteilungsmustern.
Ergebnis
Überschreitungen der statisch vorgetesteten Teilbelastung von 200 N wurden bei allen dynamischen Messungen beider Patientengruppen an jedem der drei Tage beobachtet. Die gemessenen Maximalkräfte (mf) betrugen bis zu 690 N (junger Patient) und 580 N (alter Patient) über der vorgegebenen statischen Last. Keiner der alten Patienten hielt die 200 N-Marke ein. Die geringste Überschreitung betrug 38 N (119%). Ein Übungseffekt wurde nicht beobachtet. Im Mann-Whitney-Test zeigten alte Patienten statistisch signifikante höhere mf-Werte an den ersten beiden Meßtagen als junge (p=0,007 und 0,013). Am dritten Meßtag waren die mf-Werte bei den Alten im Mittel 71 N höher als bei den Jungen. Bei der Analyse der Kraft-Zeit-Integrale (fti) wiesen alte Patienten deutlich höhere Werte auf als junge. Die Unterschiede waren an den ersten beiden Meßtagen statistisch signifikant (Mann-Whitney-Test, p=0,006 und 0,037).
Schlussfolgerung
Das pedar mobile System kann erfolgreich für die Messung von Sohlen-Verteilungs-Druckwerten in der Teilbelastungsphase herangezogen werden. Diese Studie wies sowohl statistisch signifikant höhere mf-Werte, als auch der auf den Boden übertragenen Energien (fti) der verletzten Extremität bei alten Patienten während wiederholter dynamischer Gangzyklen im Vergleich zu einem jüngeren Kollektiv nach. Aufgrund dieser Ergebnisse müssen konventionelle Teilbelastungsschemen in der geriatrischen Rehabilitation basierend auf dynamischen Sohlendruckverteilungen in altersangepasste differenzierte Übungskonzepte modifiziert werden.