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Ist die Entwicklung psychischer Störungen in der unfallchirurgischen Primärversorgung erkennbar?
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Nachdem in einer von uns bereits abgeschlossenen Studie die Akute Belastungsreaktion (ABR) in der unfallchirurgischen Primärversorgung, deren Prävalenzraten und Kausalzusammenhänge zur Verletzungsschwere untersucht wurden, zielt die vorliegende Untersuchung auf die Vorhersagbarkeit der Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTB) auf der Basis einer Akuten Belastungsreaktion (ABR) ab. Als ABR bezeichnet man eine psychoreaktive Störung von beträchtlichem Schweregrad, die sich auch bei nicht manifest psychisch gestörten Personen als Reaktion auf außergewöhnliche körperliche oder seelische Belastungen entwickeln kann.
Methodik
Im Rahmen einer prospektiven Längsschnittuntersuchung werden 40 nichtintensivpflichtige Unfallverletzte in der Zeit zwischen dem 5. und 8. postoperativen Tag hinsichtlich der Diagnosestellung einer Akuten Belastungsreaktion auf der Basis der Internationalen Diagnosechecklisten für das DSM-IV untersucht. Als Prädiktorvariable wird zudem die Verletzungsschwere unter Verwendung der Abbreviated Injury Scale erhoben. Zum zweiten Meßzeitpunkt (3 Monate nach dem Unfall) wird auf der Basis der Diagnosestellung PTB (= Kriteriumsvariable) eine Einteilung der Stichprobe in 2 Gruppen vorgenommen. In Anwendung des statistischen Verfahrens der Diskriminanzanalyse können Aussagen dazu getroffen werden, welche Variablen diese beiden Gruppen am besten trennen und so zu einem frühen Messzeitpunkt eine prognostische Vorhersage der späteren Gruppenzugehörigkeit eines Probanden leisten.
Ergebnisse
Im Ergebnis unserer Untersuchung war festzustellen, dass diejenigen Probanden, bei denen sich eine PTB zum Katamnesezeitpunkt entwickelt hatte, zum Erstuntersuchungszeitpunkt unter einer ABR litten. Das Vorliegen der Diagnose ABR erweist sich somit als signifikante Trennvariable. Die Verletzungsschwere hat keinen Einfluss auf die Entwicklung einer PTB.
Schlussfolgerung
Nach den Ergebnissen unserer Studie ist es möglich, durch ausgewählte Variablen auf verschiedenen Ebenen die Entwicklung einer PTB mit einer bestimmten statistischen Wahrscheinlichkeit vorherzusagen und somit eine frühzeitige Identifikation von Risikopatienten zu ermöglichen.