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Führt die Kombination von stumpfem Thoraxtrauma und hämorrhagischem Schock zu höherer Mediatorfreisetzung aus Lebermakrophagen als das Monotrauma allein?
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Das stumpfe Thoraxtrauma ist eine der häufigsten Begleitverletzungen im Rahmen von Polytraumata. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Lungenkontusion führt es zu einer ausgeprägten systemischen Entzündungsreaktion. Klinisch wird das Thoraxtrauma häufig von einem starken Blutverlust begleitet. Die dieser Kombinationsverletzung zu Grunde liegenden immunologischen Reaktionen sind nur unzureichend geklärt. Das Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, ein Tiermodell dieser relevanten Kombinationsverletzung zu etablieren. Weiterhin sollte untersucht werden, inwiefern die Kombination von Thoraxtrauma und hämorrhagischem Schock im Vergleich zum jeweiligen Monotrauma allein die inflammatorische Antwort von Kupfferschen Zellen der Leber verändert. Diese Makrophagenpopulation wurde gewählt, da sie eine wichtige Rolle in der systemischen Mediatorfreisetzung nach Trauma spielt.
Methoden
Männliche C3H/HeN Mäuse (n=9-10/Gruppe) wurden unter Spülmaskennarkose (3% Sevofluran in reinem Sauerstoff) mit 2 Femoralarterienkathetern instrumentiert und entweder einer Lungenkontusion, einem hämorrhagischem Schock (60 min, 35±5 mmHg, Volumensubstitution: Ringer Laktat, 4fache Menge des Blutverlusts), einer Kombination aus Lungenkontusion und unmittelbar nachfolgendem hämorrhagischem Schock oder einer Kontrollprozedur unterworfen. Das Thoraxtrauma wurde durch eine Druckwelle induziert. Der arterielle Mitteldruck und die Herzfrequenz wurden über 3 Stunden erfasst, bevor die Katheter entfernt wurden. Die Lebern der Tiere wurden 20 Stunden nach den Eingriffen gewonnen und die Kupfferschen Zellen isoliert, kultiviert und stimuliert (1µg/ml LPS). Mittels ELISA wurde die Freisetzung von TNF-α, IL-6, IL-10 und MIP-2 in die Kulturüberstände gemessen.
Ergebnisse
Das neu entwickelte Tiermodell erlaubt die Kombination von einem schweren Thoraxtrauma mit einem ausgeprägten hämorrhagischen Schock. Im Vergleich zum isolierten Schock bzw. alleinigen Thoraxtrauma führte die Kombination zu einer persistierenden Hypotension. Das Thoraxtrauma schränkte sowohl in der Mono- als auch der Kombinationsverletzung die Kompensation dieser Hypotension durch eine Zunahme der Herzfrequenz ein. Nach isoliertem Thoraxtrauma fand sich im Vergleich zu Kontrolltieren eine erhöhte (p<0,05) Produktion von IL-6 und IL-10, die ausgeprägter war als nach alleinigem hämorrhagischem Schock. Die Kombinationsverletzung hatte eine mäßige Zunahme der bereits hohen Mediatorfreisetzung zur Folge.
Schlussfolgerungen
Die Kombination von Thoraxtrauma und hämorrhagischem Schock führte zu einer deutlicheren Mediatorfreisetzung aus Kupfferschen Zellen als der alleinige Schock. Interessanterweise zeigte das isolierte Thoraxtrauma eine annähernd vergleichbare Stimulation der Mediatorproduktion wie die Kombinationsverletzung. Das Thoraxtrauma scheint daher bei der Kombinationsverletzung die führende Rolle in der Aktivierung von Kupfferschen Zellen zu spielen.