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Komprimierte, intramedulläre Osteosynthese für die Behandlung von Tibia Pseudarthrosen
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Published: | November 11, 2003 |
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Eine verzögerte Knochenheilung wird gehäuft nach offenen Tibiafrakturen mit ausgedehnter Weichteilschädigung beobachtet. Die gestörte Integrität von Vaskularität und Weichteilmantel kann insbesondere bei Frakturen im kritischen distalen Tibia Drittel zur Ausbildung einer Pseudarthrose führen. Osteosynthesetechniken, die eine nicht ausreichende Rotationsstabilität und Fragmentkontakt bieten, schlecht gleitende intramedulläre Implantate, die zur fixierten Frakturdehiszenz führen und die mechanische Sperrwirkung einer vorzeitig ausgeheilten Fibula stellen therapiespezifische Einflußgrößen dar.
Fragestellung
In der vorliegenden Studie evaluierten wir das operative Konzept der komprimierten, intramedullären Osteosynthese in der Behandlung von Tibia Pseudarthrosen. Dieses Verfahren erzielt durch die Kompression eine hohe Primärstabilität, erlaubt eine kontrollierte Fragmentadaptation und sekundäre Dynamisierung, ermöglicht eine sofortige Vollbelastung und trägt dem Prinzip der biologischen Osteosynthese Rechnung.
Methodik
Seit April 1993 wurden 120 Patienten mit Non-union oder Pseudarthrosen der Tibia prospektiv erfaßt und evaluiert. Das Patientenalter betrug 43 Jahre im Median. Die Primärversorgung der Tibiafraktur bestand in ungebohrter Marknagelung (56%), gebohrter Marknagelung (10%), Stabilisierung mit Fixateur (18%) oder Plattenosteosynthese (12%). Bei 4% der Patienten lag eine Infektpseudarthrose vor.
Ergebnisse
94% der Patienten wurden mit Kompressionsmarknagel (ICN/T2) behandelt. Eine begleitende Fibulaosteotomie wurde in 66%, eine offene Pseudarthrosenresektion und Spongiosaplastik in 18% durchgeführt. Alternative Osteosyntheseverfahren zur Therapie von metaphysären, intraartikulären oder infizierten Knochenheilungstörungen kamen bei 7% zur Anwendung. Bei 3 Patienten wurde eine konservative Therapie durchgeführt. Eine knöcherne Konsolidierung wurde bei allen Patienten erzielt (4 Monaten nach Revisionseingriff im Median). In 16% konnte mit einem alleinigen Revisionseingriff keine Ausheilung erzielt werden. Es waren Folgeeingriffe mit Nachkompression, Spongiosaplastik und bei 1 Patient ein Nagelwechsel aufgrund eines Nagelbruchs erforderlich. Bei 12% wurden im postoperativen Verlauf Komplikationen beobachtet: führend waren postoperative Infektionen bei Patienten mit offenen Primärverletzungen. In der funktionellen Auswertung war bei 62% eine schmerzfreie Vollbelastung bei gutem Gangbild und differenzierten Gangarten möglich. Eine Arbeitsfähigkeit konnte in 74%, eine Sportfähigkeit in 62% erreicht werden. 70% der Patienten waren subjektiv zufrieden.
Schlussfolgerung
Das biomechanische Prinzip der komprimierten, intramedullären Osteosynthese mit der Technik der limitierten Erweiterung des metaphysären Markraumes und das Einbringen eines unverklemmten Marknagels liefert durch die hohe Stabilität sehr gute Resultate in der Behandlung von hypertrophen Pseudarthrosen und stellt ein etabliertes Behandlungskonzept dar.