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Schadensbeurteilung durch die Handgelenksarthroskopie am frakturierten Radiusmodell
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Die Arthroskopie gilt als wertvolle Methode bei der Schadensanalyse und Reposition distaler Radiusfrakturen mit Gelenkbeteiligung. Ziel der vorliegenden Studie war es die Qualität, arthroskopischer Befunde am Unterarmpräparat nach Sturzsimulation durch anschließende Präparation zu bewerten.
Methoden
70 formalinfixierte Armpräparate wurden in einer Sturzsimulation auf den gestreckten Unterarm entsprechend dem Verletzungsmechanismus einer Colles-Fraktur bis zum Versagen belastet. Nach der Röntgendiagnostik wurde die radiokarpale Arthroskopie mit einer 30°-Handgelenksoptik (1,9mm) durchgeführt. Der Untersucher war über die radiologischen Befunde nicht informiert. Beurteilt wurden die Erkennbarkeit einer Fraktur, deren Typ und Verlauf, sowie Verletzungen des skapholunären Bandes und des Discus. Aufgrund der Formalinfixierung wurde auf die Beurteilung eines Knorpelschadens und die Beurteilung des intraossären LT-Bandes verzichtet. Abschließend folgte die präparatorische Freilegung als Goldstandard zur objektiven Analyse, die ausführliche Dokumentation des wirklich vorliegenden Verletzungsausmaßes und dessen Klassifikation.
Ergebnisse
Im gewählten Versuchsansatz wurden bei 50 von 70 Unterarmen distale Frakturen erzeugt. Präparatorisch zeigten sich nach AO-Klassifikation folgende Befunde: Typ A: 10; Typ B: 4; Typ C: 36, also 40 Frakturen mit Gelenkbeteiligung. Davon wurden arthroskopisch 35 richtig erkannt, 4 wurden übersehen bzw. waren nicht erkennbar und 1 Fraktur wurde falsch typisiert (Sensitivität 87,5%; Spezifität 86,7%). 49 Handgelenke hatten präparatorisch nicht-ossäre Schäden, die sich wie folgt aufteilen: skapholunäres (SL-)Band (14 Teilrupturen; 10 Rupturen); lunotriquetäres (LT-)Band (13 Teilrupturen; 7 Rupturen); Discus (12 traumatische Schäden). Arthroskopisch konnten 8 der 10 kompletten SL-Bandrupturen sowie 8 der 14 Teilrupturen richtig dargestellt werden. LT-Bandverletzungen waren an den formalinfixierten Präparaten aufgrund der ungenügenden Ulnarduktion arthroskopisch nicht ausreichend beurteilbar. 6 der 12 traumatischen Discusläsionen wurden richtig beurteilt, 4 waren als degenerativ bedingt eingestuft worden, zwei wurden nicht erkannt. Zwei degenerative Schäden wurden falsch positiv als traumatisch verursacht eingeschätzt.
Schlussfolgerungen
Experimentell konnten in der gewählten Sturzsimulation am distalen Unterarm neben typischen Frakturmustern auch karpale Begleitverletzungen erzeugt werden. Durch die Untersuchung am Präparat war es erstmals möglich, bei entsprechender Fallzahl arthroskopische Befunde durch anschließende Freipräparation des Handgelenkes als Goldstandard zu verifizieren. Frakturen mit Gelenkbeteiligung waren sehr gut diagnostizierbar. Die arthroskopische Beurteilung intrakarpaler Begleitverletzungen war nur mit Einschränkung möglich, da insbesondere im ulnokarpalen Kompartiment aufgrund der durch die Formalinfixierung bedingten Gewebeeinsteifung nur begrenzte Aufklappbarkeit gegeben war.