Article
Ergebnisse einer prospektiven analytischen Studie der Optimierung des Managements Polytraumatisierter im Schockraum
Search Medline for
Authors
Published: | November 11, 2003 |
---|
Outline
Text
Fragestellung
Qualitätsmanagement der primärakuten klinischen Versorgung Polytraumatisierter und Mehrfachverletzter (Beschreibung der Prozeßqualität, Identifizierung von Problemen, Implementierung prozeßverbessernder Maßnahmen) ist ohne ausreichende Datengrundlage zur aktuellen Behandlungssituation nicht möglich. In der prospektiven Studie werden Möglichkeiten zur Optimierung in der Behandlung Polytraumatisierter und Mehrfachverletzter untersucht. Der Schwerpunkt liegt in der Versorgung im Schockraum, in dem in der "golden hour of shock" u.a. die Diagnostikzeiten gemessen wurden. Evaluiert werden zwei Patientenkollektive vor und nach Nutzung einer digitalen Röntgenanlage im Schockraum.
Methodik
Diagnostik und Therapie im Schockraum und CT von 79 Patienten (ISS-Median: 25) wurden in der Zeit von 10/2000 - 12/2001 mittels mobiler EDV-Geräte zu jeder Tag- und Nachtzeit erfaßt. Erhobene Meßparameter umfassen die Echtzeitbestimmung aller diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Die Dokumentation erfolgte im Programm "Trauma watch" (Bundeswehrkrankenhaus Ulm). Die untersuchten Patienten wurden in zwei Kollektive unterteilt; mit und ohne Nutzung einer digitalen Röntgenanlage im Schockraum.
Ergebnis
Durch digitales Röntgen konnte eine durchschnittliche Reduktion der Diagnostikzeiten im Median von 67 auf 50 Minuten (-25%) erzielt werden. Die CT-Diagnostikdauer konnte zusätzlich von 45 auf 39 Minuten (-13%) gesenkt und die gesamte Versorgungszeit (Schockraum + CT) von 112 auf 86 Minuten (-23%) minimiert werden. Die Anzahl der Röntgenbilder wurde von 13 auf 10 (-23%) reduziert. Der Zusammenhang zwischen Versorgungsdauer und Tages- bzw. Dienstzeiten wurde analysiert. Tagsüber von 8-16 Uhr lag die durchschnittliche Versorgungsdauer im Schockraum und CT bei 83 Minuten, zwischen 16 und 8 Uhr dagegen bei 111 Minuten. Damit ist die Behandlungszeit um 28 Minuten (-25%) verkürzt. Die Letalität bezogen auf alle dokumentierten Patienten betrug insgesamt 12,7%, während der Schockraumdiagnostik 8,9% und bezogen auf die ersten 24h 10,0%.
Schlussfolgerung
Der Zeitgewinn in der Diagnostikdauer basiert auf optimierter technischer Ausstattung und auf Anpassung des Notfallalgorithmus. Die Röntgendiagnostik kann zeiteffizienter durchgeführt werden. Doppeluntersuchungen entfallen durch die Möglichkeit der automatischen Belichtung und EDV-gestützten Nachkorrektur. Eine Kostenreduktion und eine geringere Strahlenbelastung des Patienten waren die Folge. Optimiert wurde auch das Polytraumamanagement durch Teambesprechungen, Fortbildungen und Re-Evaluation mit Adaptation der Veränderungen. Weitere Verbesserungen der technischen Voraussetzungen mit Anpassung des Notfallalgorithmus werden in Zukunft dazu beitragen, durch Erreichen einer effektiveren Behandlung innerhalb der "golden hour of shock" das Outcome der Patienten zu verbessern.