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Arbeitsplatz Schockraum - Welchen Einfluß hat die Einführung einer digitalen Röntgenanlage auf das interdiszplinäre Behandlungsmanagement?
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Ziel der interdisziplinären Versorgung im Schockraum ist es, schwerverletzte Patienten möglichst schnell nach weitführender Diagnostik und Stabilisierung der Vitalparameter einer Behandlung im Operationssaal oder auf der Intensivstation zuzuführen. Um den radiologisch diagnostischen Ablauf zu optimieren und um Umlagerungen zu ersparen wurde im April 2000 eine schwenkbare Röntgenanlage (Vertix 3D III, Fa. Siemens) im Schockraum installiert. Vor Einführung der neuen Röntgenanlage erfolgte die Basisdiagnostik (z.B. Thoraxröntgen) im Schockraum (mobiles Röntgengerät) die weiterführende radiologische Diagnostik wurde in der 70m entfernten Röntgenabteilung durchgeführt. Ziel war es gleichermaßen die interdiszplinäre Tätigkeit am Patienten zu optimieren.
Methode
Seit 5/1998 wurden alle Behandlungsabläufe im Schockraum im Rahmen eines umfassenden Erhebungsbogens (6 Seiten) prospektiv online erfasst. Die Studie basiert auf einem Vergleich der Daten vor und nach Einführung des neuen Röntgengerätes im April 2000.
Ergebnisse
Von 5/1998 bis 4/2002 wurden 1173 Patienten im Schockraum behandelt und vollständig dokumentiert. Direkt vom Unfallort und ohne vorherige Diagnostik wurden 816 Verletzte (ISS 20 ±18) aufgenommen. Im Rahmen der Studie konnte ein Kollektiv A (n=396; ISS 20 ±18; vor Schockraumröntgenanlage) mit einem Kollektiv B (n=420; ISS 18 ±16 nach Einführung) verglichen werden. Für die radiologische Basisdiagnostik (Röntgen-HWS, -Thorax, -Becken und Abdomensonographie) zeigten sich geringe Zeiteinsparungen. Wesentliche Verkürzungen konnten für die weiterführende obligatorische (Wirbelsäule) und fakultative (z.B. lange Röhrenknochen) Röntgendiagnostik nachgewiesen werden (Tabelle). Damit einhergehend wurde der gesamte Behandlungsablauf bis zur Operation oder Aufnahme auf die Intensivstation um durchschnittlich 62 Minuten pro Fall verkürzt (Ausnahme: Notoperation bei hämorrhagischem Schock 60 ±39 vs. 34 ±16 Min. oder intrazerebraler Blutung 78 ±21 vs. 81 ±41 Min. jeweils nicht signifikant). Die Rate verzögert diagnostizierter Läsionen (nach Aufnahme auf Intensivstation) stieg gering von 4% auf 7% an. Ursächlich waren im wesentlichen kleinere Frakturen der Extremitäten (1% vs. 3%) welche erst durch langsame Schwellung im Verlauf klinisch manifest wurden.
Schlußfolgerung
Durch eine im Schockraum stationierte, digitale Röntgenanlage können erhebliche zeitliche Einsparungen in der frühen klinischen Behandlung schwerverletzter Patienten erzielt werden. Gleichzeitig wird das Umlagerungsrisiko (z.B. Diskonektierung von Schläuchen) vermindert. Das interdisziplinäre Behandlungsteam (im eigenen Haus 3-4 Ärzte; 4 Pflegekräfte) ist um ca. eine Stunde weniger am Patienten gebunden. Der Patient kann nach vollständiger Diagnostik schneller der bedeutenden weiterführenden Therapie zugeführt werden.