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Minimierung thromboembolischer Komplikationen nach hüftnahen Operationen durch dosisadaptierte Thromboseprophylaxe anhand von TAT und D-Dimer.
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Published: | November 11, 2003 |
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Ziel
Hüftgelenksnahe Femurfrakturen sind häufig bei Patienten im höheren Lebensalter. Problematisch ist in aller Regel nicht die operative Versorgung des Patienten, sondern die mit der Immobilisierung einhergehenden Komplikationen. Trotz Thromboseprophylaxe mit niedermolekularen Heparin mussten bei Hochrisikopatienten bislang thromboembolische Komplikationsraten von bis zu 15 Prozent hingenommen werden. Durch eine verbesserte Diagnostik sollte eine Senkung des Risikos erreicht werden. Ein besonderer Augenmerk sollte auf den in der Literatur diskutierten Einfluss des Anästhesieverfahrens auf die Thromboseentstehung gelegt werden.
Patientengut und Methodik
Zwischen 01.01.01 und 31.03.02 wurde bei 232 Patienten eine hüftgelenksnahe Operation (hemi- oder totalendoprothetischer Ersatz, proximale Femurnagelungen oder dynamische Hüftschrauben) durchgeführt, diese wurden prospektiv erfasst. Das durchschnittliche Alter der mit 76,7% überwiegend weiblichen Patienten lag bei 77,3 ± 12,4 Jahren.
Bei allen Patienten wurden präoperativ sowie am 4., 7. und 10 postoperativen Tag standardisiert Blutabnahmen u.a. verschiedener Gerinnungsparameter (incl. Thrombin-Anti-Thrombin-Komplex (TAT) sowie D-Dimer) durchgeführt. Bei laborchemischem oder klinischem Verdacht auf eine Thrombose und routinemäßig am 4. Tag erfolgte eine Duplexsonographie der Bein-Becken-Venen. Bei Verdacht oder Nachweis einer Thrombose erfolgte eine Phlebografie beider Beine. Bei Erhöhung von TAT oder D-Dimer erfolgte zusätzlich eine Dosis-Adaptation des verabreichten Heparins. Zur statistischen Auswertung erfolgten u.a. Gruppenbildungen bezüglich Diagnose, Operationsverfahren und Anästhesieverfahren.
Ergebnisse
Bei 24 von 232 Patienten (10,3%) wurde im Verlauf die Heparindosis modifiziert. Insgesamt ergaben sich nur 2 (0,9%) tiefe Beinvenenthrombosen und keine Lungenembolie.
Der thrombo-protektive Effekt der Regionalanästhesien (Modig J. et al.) konnte anhand der Gerinnungsparameter nachvollzogen werden. Bei statistischer Vergleichbarkeit der Gruppen (bzgl. Alter, ASA-Klassifikation, Verletzungsmuster) fanden sich in der Gruppe der Allgemeinanästhesie signifikant höhere TAT-Werte am 4., 7. und 10. Tag und höhere D-Dimer-Werte am Tag 7 und 10. Intraoperativ wurden nach Regionalanästhesie weniger Blutkonserven verabreicht, die Patienten wurden durchschnittlich fast einen Tag früher entlassen (13,2 vs. 14,1 d). Unerwünschte Nachblutungen ergaben sich nicht.
Schlussfolgerung
Das individuelle Thromboserisiko kann mittels TAT und D-Dimer Kontrollen festgestellt und durch eine risikoadaptierte Heparindosis erheblich reduziert werden. Es erfolgte keine übermäßige Heparinisierung, unerwünschte Blutungen traten nicht auf. Der Einfluß verschiedener Anästhesieverfahrens für das Auftreten postoperativer Thrombosen konnten statistisch belegt werden.