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Bringt die perkutane Versorgung von instabilen vorderen und hinteren Beckenringfrakturen Vorteile?
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Welchen Stellenwert hat die perkutane Beckenringstabilisierung im operativen Behandlungskonzept?
Methoden
Anhand einer retrospektiven Auswertung der im Zeitraum von 1998 - 2002 operativ in unserem Krankenhaus stabilisierten Beckenringfrakturen (n=36) erfolgt eine Einschätzung der Effektivität perkutaner Osteosynthesen. Eingang in die Bewertung fanden sowohl isolierte instabile Beckenringfrakturen als auch Kombinationen mit acetabulärer Komponente. Die Frakturen wurden nach den Richtlinien der AO klassifiziert, wobei die radiologische Beurteilung anhand der Kriterien der AG Becken der DGU und AO International erfolgte. Nach Aktenauswertung wurden Unfallmechanismus, Begleitverletzungen, Durchleuchtungs- und Operationszeiten eruiert. Im Rahmen einer klinischen und röntgenologischen Nachuntersuchung (n=28) wurden die Patienten zur Einschätzung der Lebensqualität und zur Erfassung des aktuellen Beschäftigungsstatus befragt. Zur Evaluation von Behinderungsgrad und Schmerzzustand wurde die Rosser- Indexmatix verwandt. Die Quantifizierung der Lebensqualität ergab sich dabei durch Übertrag auf die Matrix nach Gudex u. Kind. Die Funktionseinschätzung wurde nach dem Schema von Merle d'Aubigne, modifiziert nach Charnley vorgenommen, wobei die Bewertung auf den drei Säulen Schmerzen, Beweglichkeit und Gehfähigkeit basiert.
Ergebnisse
Die perkutane Versorgung wurde bei ca. einem Drittel ( n=11) unserer Beckenringverletzten vorgenommen. Dies betraf jeweils zur Hälfte B- und C- Verletzungen. Bevorzugte Versorgungen stellten die perkutane symphysäre Kriechschraubeneinlage (KFI) sowie die perkutane transileosaccrale Verschraubung mit kanülierten GF- Schrauben dar. Unabdingbare Voraussetzung für diese Versorgung ist die Möglichkeit der ausreichenden geschlossenen Reponibilität sowie der Ausschluss von parallel zu versorgenden Begleitverletzungen. Nur in zwei Fällen wurden die perkutanen Verfahren bei der Akutversorgung angewendet. Hinsichtlich der Operationszeit ließen sich keine wesentlichen, hinsichtlich der Durchleuchtungzeit jedoch deutliche Unterschiede (perkutan + 60%) feststellen. Unter Berücksichtigung der Funktion und der Lebensqualität lagen die perkutan versorgten Frakturen mit 83% bzw. 52% deutlich günstiger als die offen Operierten. Dies ist jedoch auch auf den geringeren Dislokationsgrad der Frakturen zurück zuführen.
Schlussfolgerungen
Perkutane Osteosynthesen stellen bei geschlossen reponiblen Beckenringfrakturen und günstiger Frakturlokalisation eine effektive Alternative zu den offenen Verfahren dar. Der Nachteil der größeren Röntgenbelastung kann in Zukunft durch navigationsgestützte Implantateinlage vermieden werden und wird das Indikationsspektrum noch erweitern.