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Deutscher Rheumatologiekongress 2024

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)
38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

18.09. - 21.09.2024, Düsseldorf

Komplementfaktor- und Antikörperspiegel unter Therapie mit Anifrolumab mit SLE in einer monozentrischen Kohorte: Was bedeutet das für die klinische Praxis?

Meeting Abstract

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  • Jan Rademacher - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, Göttingen
  • Peter Korsten - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, Göttingen; St. Josef Stift, Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Sendenhorst

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2024, 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immmunologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), 38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Düsseldorf, 18.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocVK.40

doi: 10.3205/24dgrh217, urn:nbn:de:0183-24dgrh2174

Published: September 18, 2024

© 2024 Rademacher et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


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Text

Einleitung: Der Typ-I-Interferon-Rezeptorantikörper Anifrolumab wird zur Behandlung des Systemischen Lupus erythematodes (SLE) eingesetzt [1]. Gängige Scores zur Beurteilung der Krankheitsaktivität wie der SLEDAI beruhen neben den klinischen Organbeteiligungen auch auf serologischen Parametern wie Komplementverbrauch und Anti-dsDNA-Antikörpern (AK) [2]. Die Zulassungsstudien TULIP-1 und TULIP-2 belegen eine gute Wirksamkeit auf zahlreiche Manifestationen des SLE, mit jedoch nur geringen Änderungen von Komplement und AK [1], [3]. An unserer SLE-Kohorte haben wir untersucht, welchen Einfluss Anifrolumab auf die Serologie unter Berücksichtigung der klinischen Krankheitsaktivität nimmt.

Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Untersuchung von Patient:innen mit SLE, die seit Januar 2022 in der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der Universitätsmedizin Göttingen mit Anifrolumab behandelt wurden. Demografische und klinische Daten wurden erfasst und die Komplementfaktor C3c/C4- und AK-Spiegel während des ersten Therapiejahres ausgewertet. Baseline- und zuletzt erfasster (maximal 12 Monate nach Therapiebeginn) SLEDAI-2K und SLE-DAS wurden verglichen. Die prozentuale Veränderung der Komplementfaktor- und Antikörperspiegel wurde über den Therapiezeitraum beobachtet.

Ergebnisse: Die Daten von 13 Patient:innen (11 weiblich) mit einem Alter von 53 (31–78) Jahren wurden ermittelt. Die Erkrankungsdauer lag bei 10 (2–18) Jahren. 100% waren ANA-positiv, 77% (10) hatten nachweisbare anti-dsDNA-AK. Die Therapiedauer mit Anifrolumab betrug bis März 2024 im Median 9 (1–22) Monate. Der Baseline-SLEDAI lag bei 10 (8–24). C3c war bei 7 (53,8%), C4 bei 8 (61,5%) Patient:innen erniedrigt. Weder bei normwertigen noch erniedrigten Konzentrationen zeigte sich ein Komplementfaktor-Anstieg unter Anifrolumab. Zur Baseline waren anti-dsDNA-AK bei 7 (53,8%) Patient:innen erhöht, unter Anifrolumab-Therapie stiegen die AK an (bei 4, 30,8%) oder blieben stabil erhöht (bei 3, 23,1%). Eine Patientin wies erst im Therapieverlauf AK oberhalb des Normwerts auf.

Der zuletzt (bzw. nach 12-monatiger Therapie) berechnete SLEDAI lag bei 8 (2–20), mit einer Verbesserung in 10 Patient:innen (77%). In vier Fällen bestand SLEDAI Low-Disease Activity lediglich aufgrund des persistierenden Komplementverbrauchs und der positiven anti-dsDNA-AK.

Schlussfolgerung: Anifrolumab konnte in unserer Kohorte die klinische Krankheitsaktivität bei den meisten Patient:innen reduzieren, hatte allerdings kaum Einfluss auf die Serumkonzentration von Komplementfaktoren und Anti-dsDNA-Antikörper. Diese Diskrepanz erschwert die Einschätzung der Krankheitsaktivität anhand geläufiger Scoring-Systeme und in der klinischen Praxis. Bei der Beurteilung von Aktivitätsscores sollte der Wirkmechanismus der eingesetzten Therapien berücksichtigt werden, entscheidend ist die Einschätzung der klinischen Domänen des SLE.

Offenlegungserklärung: Die Autoren geben keine Interessenskonflikte an.

Abbildung 1 [Abb. 1]


Literatur

1.
Morand EF, Furie R, Tanaka Y, Bruce IN, Askanase AD, Richez C, Bae SC, Brohawn PZ, Pineda L, Berglind A, Tummala R; TULIP-2 Trial Investigators. Trial of Anifrolumab in Active Systemic Lupus Erythematosus. N Engl J Med. 2020 Jan 16;382(3):211-21. DOI: 10.1056/NEJMoa1912196 External link
2.
Gladman DD, Ibañez D, Urowitz MB. Systemic lupus erythematosus disease activity index 2000. J Rheumatol. 2002 Feb;29(2):288-91.
3.
Furie RA, Morand EF, Bruce IN, Manzi S, Kalunian KC, Vital EM, Lawrence Ford T, Gupta R, Hiepe F, Santiago M, Brohawn PZ, Berglind A, Tummala R; TULIP-1 study investigators. Type I interferon inhibitor anifrolumab in active systemic lupus erythematosus (TULIP-1): a randomised, controlled, phase 3 trial. Lancet Rheumatol. 2019 Dec;1(4):e208-e219. DOI: 10.1016/S2665-9913(19)30076-1 External link