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Vorläufige Daten zur Prävalenz von primärem Sjögren Syndrom bei prämenopausalen Frauen mit vaginaler Trockenheit (DryScreen Studie)
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Published: | September 18, 2024 |
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Einleitung: Das primäre Sjögren-Syndrom (pSS) ist eine Kollagenose, die durch Sicca-Symptome aufgrund von lymphozytärer Infiltration der Tränen- und Speicheldrüsen gekennzeichnet ist. Ungefähr 70% der Frauen mit pSS leiden zudem an vaginaler Trockenheit [1]. Umgekehrt gibt es bislang keine Daten, bei wie vielen Frauen mit vaginaler Trockenheit ein pSS zugrunde liegt.
Ziel unserer Studie ist, die Prävalenz von pSS bei prämenopausalen Frauen mit vaginaler Trockenheit zu bestimmen und klinische Unterschiede zwischen Patientinnen mit und ohne pSS aufzuzeigen.
Methoden: Die multizentrische prospektive Studie zur Prävalenz des pSS bei vaginaler Trockenheit wird seit 02/23 in 4 kooperierenden gynäkologischen Praxen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung durchgeführt. Prämenopausale Frauen ohne bekannte rheumatische Erkrankungen werden hinsichtlich vaginaler Trockenheit gescreent. Die vaginale Sicca-Symptomatik wird via Vaginal Health Index (VHI) bestimmt.
Patientinnen mit Auffälligkeiten werden zur rheumatologischen Basisuntersuchung weitergeleitet und erhalten einen Saxon-/Schirmer-Test, eine Speicheldrüsen-Sonographie (OMERACT-Score), eine Blutabnahme zur rheumatologisch-labormedizinischen Basisdiagnostik, sowie standardisierte Fragebögen einschließlich des Female Sexual Function Index (FSFI). Wir präsentieren hier vorläufige Ergebnisse.
Ergebnisse: Bisher konnten 6.885 Frauen (ØAlter=34,3 Jahre) eingeschlossen werden (Stand:18.03.2024). Davon fielen 55 (0,8%) Frauen (ØAlter=34,1 Jahre) mit vaginaler Trockenheit auf. Bislang wurden davon 26 (47,3%) rheumatologisch untersucht.
Bei einer Patientin (4,3%) konnte die Diagnose pSS durch objektive Xerostomie, grenzwertige Xerophthalmie, hochpositiven ANA (1:5.120) und eine erhöhte Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit, auf Grundlage einer Expertenmeinung bestätigt werden. Der Befund der Lippenspeicheldrüsenbiopsie steht noch aus. Der ESSDAI lag initial bei null, der ESSPRI bei drei. Eine bis dahin unbekannte aktive, am ehesten assoziierte Autoimmunhepatits wurde diagnostiziert. Der FSFI und der VHI ergaben keine Hinweise auf sexuelle Funktionsstörungen und Vulvovaginalatrophie.
Bei 9/23 Patientinnen (39,1%) besteht ein Verdacht auf pSS2, weiterführende Untersuchungen stehen aus. Bei 13/23 (56,5%) konnte ein pSS ausgeschlossen werden. 17/26 Frauen (65,4%) hatten Arthralgien, 8/25 (32%) eine objektivierbare Xerostomie, bei 13/20 (65%) wurde ein erhöhter ANA-Titer (≥1:160) festgestellt. Im FSFI berichteten 15/21 (71,4%) über sexuelle Funktionsstörungen.
Schlussfolgerung: Symptome vaginaler Trockenheit scheinen bei prämenopausalen Frauen selten. In unserer Kohorte besteht bei knapp 40% der prämenopausalen Frauen mit vaginaler Trockenheit ein Verdacht auf pSS bzw. differentialdiagnostisch auf eine undifferenzierte Kollagenose. Bei einer Patientin wurde ein pSS bestätigt. Nach bisheriger Zusammenschau unserer Daten ist eine rheumatologische Untersuchung bei prämenopausalen Frauen mit gynäkologisch-bestätigter vaginaler Sicca-Symptomatik sinnvoll.
Offenlegungserklärung: Anna Charlotte Müller-Vahl: Keine.
Nadine Zehrfeld: Erhielt Forschungszuschüsse von Novartis und finanzielle Unterstützung für Konferenzteilnahmen von Abbvie.
Malin Abelmann: Keine.
Sabrina Benz: Keine.
Torsten Witte: Erhielt Honorare für Vorträge von Abbvie, BMS, Chugai, Galapagos, Janssen, Lilly, Pfizer, UCB und Roche, Torsten Witte wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Exzellenzstrategie – EXC 2155 - Projektnummer 390874280 gefördert.
Rüdiger Klapdor: Keine.
Diana Ernst: Erhielt Vortragshonorare von Abbvie, Amgen, BMS, Chugai, Cilag-Janssen, Galapagos, GSK, Medac, Lilly, Pfizer, Novartis und Roche, Diana Ernst war Mitglied in Beratungsgremien für Abbvie, Galapagos, Amgen und Novartis, Diana Ernst erhielt Forschungszuschüsse von Novartis und Abbvie.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Literatur
- 1.
- Minopoulou I, Pyrgidis N, Tishukov M, Sokolakis I, Baniotopoulos P, Kefas A, Doumas M, Hatzichristodoulou G, Dimitroulas T. Sexual dysfunction in women with systemic autoimmune rheumatic disorders: a systematic review and meta-analysis. Rheumatology (Oxford). 2023 Mar 1;62(3):1021-30. DOI: 10.1093/rheumatology/keac457