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Knochendichteminderung durch Protonenpumpeninhibitoren ist unabhängig vom Kalziummetabolismus: Eine rheumatologische Querschnittsstudie
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Published: | September 18, 2024 |
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Einleitung: In einer früheren Studie konnten wir feststellen, dass die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (ERE) mit verminderter Knochendichte assoziiert ist, selbst nach umfassender Adjustierung für Confounder [1]. Der zugrunde liegende Pathomechanismus ist unklar. Ähnliche Ergebnisse in anderen Populationen wurden wiederholt mit einer verminderten intestinalen Kalziumabsorption und erhöhten Spiegeln von intaktem Serum-Parathormon (PTH) erklärt [2], [3]. Das Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob die tägliche Einnahme von PPI bei Patienten mit ERE ebenfalls mit solchen Veränderungen verbunden ist.
Methoden: Rh-GIOP ist eine monozentrische, prospektive Kohortenstudie, in der die Knochengesundheit von Patienten mit ERE untersucht wird. Hier nutzten wir Daten der Baseline-Untersuchung. Systematisch erfasst werden relevante Laborparameter, Patient-reported Outome Measures (PROs) sowie die Knochendichte von Wirbelsäule und Schenkelhals (mittels DXA). Die Expositionsvariable – tägliche PPI-Einnahme – wurde durch Selbstauskunft und Prüfung der Krankenakten ermittelt. Ko-primäre Outcomes waren die Serumspiegel von Kalzium, Phosphat und PTH. Alle Analysen basierten auf allgemeinen linearen Modellen, wobei nur Patienten ohne fehlende Daten berücksichtigt wurden. Im Rahmen eines Gatekeeping-Verfahrens wurden adjustierte Analysen für die jeweiligen Outcomes nur dann durchgeführt, wenn die unadjustierten Analysen statistisch signifikante Unterschiede zwischen PPI-Nutzern und Nicht-Nutzern ergaben. Bei der Adjustierung mittels „Inverse Probability of Treatment Weighting“ wurden die folgenden potenziellen Confounder berücksichtigt: Alter, Body-Mass-Index, selbst angegebenes Maß körperlicher Aktivität, Raucherstatus, Diabetes mellitus Typ I oder II, Stadium einer chronischen Nierenerkrankung (basierend auf der geschätzten glomerulären Filtrationsrate), kumulative und aktuelle Glukokortikoiddosis, C-reaktives Protein, und 25-OH-Vitamin-D-Spiegel. Eine Sensitivitätsanalyse schloss Patienten mit einer Hyperparathyreoidismus-Vordiagnose aus.
Ergebnisse: 1.504 Patienten (75% Frauen; Durchschnittsalter 62,6±13,1 Jahre; 49% mit täglicher PPI-Einnahme; 37% rheumatoide Arthritis, 25% Kollagenosen; 50% Nie-Raucher; mediane Krankheitsdauer 9 Jahre; mediane GC-Kumulativdosis 6g) wurden eingeschlossen. Der Anteil fehlender Daten war wie folgt: PPI-Einnahme 0%; Kalzium 7%; PTH 17%; Phosphat 15%. In den unadjustierten Analysen waren PTH und Phosphat bei PPI-Nutzern höher (Differenz: 0,026 mmol/L bzw. 2,49 pg/mL; 95%-CI 0,00 - 0,05 bzw. 0,23–4,74; p=0,035 bzw. 0,031). Der Kalziumspiegel war bei PPI-Nutzern und Nicht-Nutzern ähnlich. Nach Adjustierung für Confounder verschwanden auch die statistisch signifikanten Unterschiede in PTH und Phosphat (Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse waren ähnlich.
Schlussfolgerung: In unserer ERE-Kohorte scheint die zuvor beobachtete Verringerung der Knochendichte unter PPI nicht durch Veränderungen des Kalziumhaushalts vermittelt zu sein. Frühere Studien mit solchen Ergebnissen könnten durch nicht berücksichtigte Confounder beeinflusst worden sein.
Offenlegungserklärung: Rh-GIOP ist bzw. wurde finanziert durch Abbvie, Amgen, Almirall, Biogen, BMS, Chugai, Galapagos, Generic Assays, GSK, Hexal, Horizon Therapeutics, Lilly, Medac, Mundipharma, Novartis, Pfizer, Roche, Sanofi-Genzyme und UCB. DS wird durch einen 2022 GRAPPA Pilot Research Grant und die Forschungsinitiative 2025 der DGRh finanziert. FB, ZB, SH, DS, AK, GK: keine relevanten COI. AP: Advisory Boards (Novartis). BM: Beratung, Speaker, Kongress-Support (UCB Pharma Germany, Amgen Germany, Stadapharm). EW: Beratung, Honorare, Reisekosten (Novartis). PH: Beratung, Honorare, Kongress-Support (UCB Pharma Germany, Amgen Germany).
Literatur
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- Palmowski A, Schmajuk G, Yazdany J, Katz P, Li J, Stovall R, Kersey E, Nielsen SM, Christensen R, Bliddal H, Boyadzhieva Z, Schneider U, Alexander T, Muche B, Hermann S, Wiebe E, Buttgereit F. Proton Pump Inhibitor Use and Bone Health in Patients With Rheumatic Diseases: A Cross-Sectional Study. Mayo Clin Proc. 2024 Jul;99(7):1046-57. DOI: 10.1016/j.mayocp.2023.12.008
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- Fitzpatrick D, Lannon R, Laird E, Ward M, Hoey L, Hughes CF, Strain JJ, Cunningham C, McNulty H, Molloy AM, McCarroll K. The association between proton pump inhibitors and hyperparathyroidism: a potential mechanism for increased fracture-results of a large observational cohort study. Osteoporos Int. 2023 Nov;34(11):1917-26. DOI: 10.1007/s00198-023-06867-8
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- Hinson AM, Wilkerson BM, Rothman-Fitts I, Riggs AT, Stack BC Jr, Bodenner DL. Hyperparathyroidism Associated with Long-Term Proton Pump Inhibitors Independent of Concurrent Bisphosphonate Therapy in Elderly Adults. J Am Geriatr Soc. 2015 Oct;63(10):2070-3. DOI: 10.1111/jgs.13661