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Versorgungssituation junger Erwachsener mit chronischer Arthritis
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Published: | September 18, 2024 |
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Einleitung: Mit Erreichen des Erwachsenenalters steht für junge Menschen mit chronischen Arthritiden der Übergang von der pädiatrischen in die internistische Rheumatologie an und birgt erhebliche Herausforderungen. Wie die Versorgungssituation junger Rheumatiker in der Phase des Überganges aussieht und welche Krankheitslast besteht, wird im Projekt InfoTrans untersucht.
Methoden: Im Rahmen von InfoTrans wurden alle bei der BARMER Versicherten im Alter zwischen 16 und 25 Jahren mit der Abrechnungsdiagnose chronische Arthritis (ICD-10 M08, M09.0, M45, M46, M07.0-3, L40.5, M05 oder M06) ermittelt. Diese wurden angeschrieben und gebeten einen Fragebogen auszufüllen. Die Abrechnungsdaten zur Inanspruchnahme von 2018–2021 und die Fragebogendaten aus 2022 zum gesundheitlichen Befinden (beurteilt anhand numerischer Ratingskalen von 0–10 (NRS)) der Versicherten wurden zur Analyse der Versorgungssituation junger Erwachsener (≥20 Jahre) herangezogen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 2.144 Versicherte der BARMER mit Arthritisbeginn vor dem vollendeten 18. Lebensjahr kontaktiert, 723 (34%) nahmen an InfoTrans teil. Darunter waren 325 Versicherte ≥20 Jahre (81% weiblich, Alter 22±1,4 Jahre): 261 mit JIA, 17 mit Spondyloarthritis und 47 mit rheumatoider Arthritis.
Von den 269 zuvor kinderrheumatologisch Betreuten befand sich im jungen Erwachsenenalter etwa ein Drittel nicht mehr in rheumatologischer Versorgung. Gründe für die Nicht-Inanspruchnahme einer rheumatologischen Versorgung umfassten Zugangsprobleme in 16%, fehlende Zeit in 12%, Unwirksamkeit oder Ablehnung der medikamentösen Therapie in 8%, Unsicherheit/Angst in 5%.
Nicht-fachspezifisch versorgte junge Erwachsene mit Arthritis waren stärker in ihrem Allgemeinbefinden (WHO-5) beeinträchtigt, etwas seltener teil-/vollzeiterwerbstätig und häufiger arbeitsunfähig als fachspezifisch Versorgte (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Berentet war kein Patient.
Während die DMARD-Therapieraten bei den internistisch-rheumatologisch Versorgten in den Jahren vor der Befragung bei 63% lagen, gingen sie bei den nicht fachspezifisch Versorgten über die Zeit von 30% auf 18% zurück. Auch nicht fachspezifisch versorgte Patienten mit Polyarthritis erhielten deutlich seltener DMARDs (10/53, 19%), inklusive Biologika, als fachspezifisch versorgte (31/43, 72%). Die Krankheitslast der nicht fachspezifisch versorgten Polyarthritispatienten unterschied sich kaum von jener fachspezifisch Versorgter (gesundheitliches Befinden 3,4±2,4 vs. 3,3±2,2 Schmerz 2,7±2,5 vs. 3,1±2,5, Alltagsfunktion 1,9±2,4 vs. 2,3±2,7). Zudem waren die nicht fachspezifisch versorgten Polyarthritispatienten häufiger depressiv (WHO-5 ≤28 34% vs. 19%) und häufiger arbeitsunfähig (38% vs. 28%).
Schlussfolgerung: Die InfoTrans-Daten legen nahe, dass eine internistisch-rheumatologische Versorgung die Voraussetzung für eine kontinuierliche Rheumatherapie darstellt. Konsequenzen einer Unterversorgung können Einschränkungen im gesundheitlichen Befinden und in der Teilhabe sein.
Offenlegungserklärung: Das Projekt InfoTrans wird vom Innovationsfonds gefördert (01VSF20012).