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Deutscher Rheumatologiekongress 2024

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)
38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

18.09. - 21.09.2024, Düsseldorf

Eine seltene Manifestation einer seltenen Erkrankung

Meeting Abstract

  • Melanie Hagen - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen
  • Laura Bucci - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen
  • Sebastian Boeltz - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen
  • Jochen Wacker - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen
  • Georg Schett - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen
  • Bernhard Manger - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2024, 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immmunologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), 38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Düsseldorf, 18.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocFA.19

doi: 10.3205/24dgrh082, urn:nbn:de:0183-24dgrh0821

Published: September 18, 2024

© 2024 Hagen et al.
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Text

Vorgeschichte: Eine 28-jährige Patientin stellte sich 6 Wochen nach einer Reise in die Dominikanische Republik mit Oberbauchschmerzen in der chirurgischen Notaufnahme vor. Bei massiv erhöhten Entzündungswerten und positivem Murphy-Sign wurde die Indikation zur notfallmäßigen Cholezystektomie gestellt. Nach primär komplikationsloser Intervention stellte sich die Patientin eine Woche nach Entlassung erneut in der chirurgischen Notaufnahme vor, diesmal mit rasch progredienter Verschlechterung des Allgemeinzustandes und Dyspnoe. Bei ausgeprägten bilateralen Pleuraergüssen und Aszites sowie erneut erhöhten Entzündungswerten (CRP 250 g/l) mit positivem Procalcitonin (17 ng/ml) und akutem Nierenversagen, erfolgte die Verlegung auf die internistische Intensivstation. Hier wurde eine Sepsis mit Mehrorganversagen nach Cholezystektomie gestellt. Die Erregerdiagnostik war unauffällig, CT-Thorax/Abdomen zeigte Aszites, das Aszitespunktat ergab keinen Hinweis auf ein Malignom. Durch breite kalkulierte antimikrobielle Therapie und Hochdosis-Furosemid-Therapie stabilisierte sich der Zustand der Patientin, sodass sie mit der Diagnose „Unklare Entzündungswerte“ auf die Normalstation übernommen wurde.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Anasarka, Dyspnoe, AZ-Reduktion, abdominelle Schmerzen, Oligurie, intermittierend Raynaud einzelner Finger.

Diagnostik: Laborchemisch fanden sich deutlich erhöhte CRP-Werte (240 g/l) inklusive Procalcitonin (13 ng/ml), erhöhtes Kreatinin, weiterhin erhöhte Transaminasen sowie Thrombopenie und eine normozytäre, normochrome Anämie im Blutbild. Immunserologisch imponierte ein erhöhter Interleukin2-Rezeptor, weitere Zytokine waren moderat erhöht, keine spezifischen Antikörper. Mikrobiologische Metgenomanalyse weiterhin unauffällig. Bei unklarem Krankheitsbild erfolgte ein Positronenemissions-Ct (PET), wo sich eine Lymphadenopathie axillär>cervical>intraabdominell, Knochenmarksaktivierung und Splenomegalie zeigten. Eine Feinnadelbiopsie eines axillären Lymphknotens zeigte unspezifische Entzündung. Knochenmarkpunktion unauffällig. Bei Progress der Niereninsuffizienz mit Dialysepflichtigkeit, frustranen Steroidapplikationen und inzwischen täglichen Fieberschüben erfolgte ein Verlaufs-PET mit deutlicher Progredienz der Lymphadenopathie. In einer kompletten Lymphknotenexstirpation cervical ergab die Histopathologie einen Verdacht auf M. Castleman vom hyalinem-vaskulären Typ.

Therapie: Thrombozytopenie+Anasarka+Fieber+Retikuläre Fibrose+Organomegalie=TAFRO-Syndrom. Bei Diagnose eines TAFRO-Syndroms wurde eine Therapie mit Tocilizumab 8 mg/kg KG i.v. und Hochdosis-Steroiden begonnen. Ergänzend erhielt die Patientin Sirolimus (Zielspiegel 5–10 ng/ml). Entzündungswerte und Interleukin2-Rezeptor waren erstmals rückläufig, Thrombozyten normalisierten sich, die Fieberkurve veränderte sich. Nach erneuter Aszitesdrainage und intensiver medikamentöser Therapie normalisierte sich auch die Nierenfunktion.

Weiterer Verlauf: In einem erneuten PET-Ct war unter der intensivierten immunmodulierenden Therapie keine Stoffwechselaktive Lymphadenopathie mehr zu sehen. Inzwischen erhält die Patientin nur noch Gewichtsadaptiert Tocilizumab i.v./4 Wochen und Sirolimus, Prednisolon konnte ausgeschlichen werden. Aszites bildete sich nicht mehr.

Offenlegungserklärung: Im Kontext dieser Fallbeschreibung bestehen keine Interessenskonflikte.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Abbildung 2 [Abb. 2]

Abbildung 3 [Abb. 3]


Literatur

1.
van Rhee F, Voorhees P, Dispenzieri A, Fosså A, Srkalovic G, Ide M, Munshi N, Schey S, Streetly M, Pierson SK, Partridge HL, Mukherjee S, Shilling D, Stone K, Greenway A, Ruth J, Lechowicz MJ, Chandrakasan S, Jayanthan R, Jaffe ES, Leitch H, Pemmaraju N, Chadburn A, Lim MS, Elenitoba-Johnson KS, Krymskaya V, Goodman A, Hoffmann C, Zinzani PL, Ferrero S, Terriou L, Sato Y, Simpson D, Wong R, Rossi JF, Nasta S, Yoshizaki K, Kurzrock R, Uldrick TS, Casper C, Oksenhendler E, Fajgenbaum DC. International, evidence-based consensus treatment guidelines for idiopathic multicentric Castleman disease. Blood. 2018 Nov 15;132(20):2115-24. DOI: 10.1182/blood-2018-07-862334 External link