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Deutscher Rheumatologiekongress 2024

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)
38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

18.09. - 21.09.2024, Düsseldorf

Vom B-Zell-Lymphom zur Kollagenose – CAR T-Zell-Therapie bei Beteiligung des zentralen Nervensystems

Meeting Abstract

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  • Carolin Folkert - Städtisches Klinikum Karlsruhe, Medizinische Klinik I, Karlsruhe
  • Birgit Köhler - Städtisches Klinikum Karlsruhe, Medizinische Klinik I, Karlsruhe

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2024, 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immmunologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), 38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Düsseldorf, 18.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocFA.09

doi: 10.3205/24dgrh072, urn:nbn:de:0183-24dgrh0727

Published: September 18, 2024

© 2024 Folkert et al.
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Vorgeschichte: Herr A. ist 20 Jahre alt und von Beruf Bundeswehrsoldat. 2021 begann die Erkrankung mit Hautveränderungen und einem Raynaud-Syndrom, im Verlauf entwickelte sich ein progredientes akrales Ischämiesyndrom. Ab Januar 2023 traten Alopezie, Sicca-Symtpomatik und Fatigue hinzu. Im Mai 2023 wurde die Diagnose eines Systemischen Lupus erythematodes (SLE) im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg gestellt.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Bei erstmaliger Vorstellung bei uns im November 2023 bestand neben der o.g. Symptomatik eine seit 4 Monaten progrediente spastische Paraparese der Beine sowie eine Harninkontinenz.

Diagnostik: Im Autoimmunlabor zeigte sich eine typische Autoantikörperkonstellation (ANA, Anti-dsDNA, Anti-Sm). Im MRT sowie in elektrophysiologischen Untersuchungen bestätigte sich eine Myelitis des thorakalen Rückenmarks. Nach Ausschluss von Differenzialdiagnosen wie des Neuromyelitis-optica-Spektrums mittels Liquoruntersuchung und histologischen Ausschluss eines Lymphoms bei multilokulärer Lymphadenopathie stellten wir die Diagnose einer SLE-assoziierten Myelitis.

Therapie: Sobald die Diagnose gestellt war, iniitierten wir einen Hochdosisprednisolonstoß. Nach Kostenzusage der Krankenkasse für Rituximab begannen wir mit der immunsuppressiven Therapie. Nach diesen wenigen Wochen zeigte sich bereits ein ausgeprägter klinischer und bildgebender Progress. Wir entschieden uns aufgrund der rasch fortschreitenden Erkrankung für eine Kombinationstherapie mit Cyclophosphamid. Additiv führten wir eine Immunadsorption durch.

Weiterer Verlauf: Unter der o.g. Therapie stellten wir nur wenige Wochen später einen weiteren schweren Progress der Myelitis fest. Herr A. war inzwischen stuhlinkontinent und ausschließlich mit Rollstuhl mobil.

Aufgrund dieses Verlaufs und Unwirksamkeit der bisherigen Therapien nahmen wir Kontakt zum Universitätsklinikum Erlangen auf, um den Patienten zur Chimeric Antigen Receptor (CAR) T-Zell Therapie vorzustellen. Nach Übernahme des Patienten erfolgte die Leukapherese, aktuell läuft die CAR T-Zellherstellung. Wir erwarten die nächsten ein bis zwei Wochen die Zellrückgabe. Der Ausgang des Falls ist damit noch offen.

Es gibt Wirksamkeitsnachweise der CAR T-Zell Therapie für die Beteiligung des Zentralen Nervensystems (ZNS) bei B-Zell-Lymphomen, sodass die Therapie erfolgsversprechend scheint [1].

In den bisherigen Studien ist die CAR T-Zell-Therapie für den therapierefraktären SLE mit hoher Krankheitsaktivität sehr erfolgreich remissionsinduzierend [2], [3]. Unter den bisherigen Fallserien zur CAR T-Zell Therapie war kein Patient mit schwerer ZNS-Beteiligung [2], [3]. Die letzten fünf Jahre gab es keine neuen Daten zum ZNS-Lupus [4]. Dies macht unseren Fall besonders berichtenswert, denn wirksame und effektive Therapien werden für die ZNS-Beteiligung des SLE dringend benötigt.

Offenlegungserklärung: Den oben beschriebenen Fall betreffend bestehen keine Interessenskonflikte.


Literatur

1.
Cook MR, Dorris CS, Makambi KH, Luo Y, Munshi PN, Donato M, Rowley S, Saad A, Goy A, Dunleavy K, Ali A. Toxicity and efficacy of CAR T-cell therapy in primary and secondary CNS lymphoma: a meta-analysis of 128 patients. Blood Adv. 2023 Jan 10;7(1):32-9. DOI: 10.1182/bloodadvances.2022008525 External link
2.
Müller F, Taubmann J, Bucci L, Wilhelm A, Bergmann C, Völkl S, Aigner M, Rothe T, Minopoulou I, Tur C, Knitza J, Kharboutli S, Kretschmann S, Vasova I, Spoerl S, Reimann H, Munoz L, Gerlach RG, Schäfer S, Grieshaber-Bouyer R, Korganow AS, Farge-Bancel D, Mougiakakos D, Bozec A, Winkler T, Krönke G, Mackensen A, Schett G. CD19 CAR T-Cell Therapy in Autoimmune Disease - A Case Series with Follow-up. N Engl J Med. 2024 Feb 22;390(8):687-700. DOI: 10.1056/NEJMoa2308917 External link
3.
Mackensen A, Müller F, Mougiakakos D, Böltz S, Wilhelm A, Aigner M, Völkl S, Simon D, Kleyer A, Munoz L, Kretschmann S, Kharboutli S, Gary R, Reimann H, Rösler W, Uderhardt S, Bang H, Herrmann M, Ekici AB, Buettner C, Habenicht KM, Winkler TH, Krönke G, Schett G. Anti-CD19 CAR T cell therapy for refractory systemic lupus erythematosus. Nat Med. 2022 Oct;28(10):2124-32. DOI: 10.1038/s41591-022-02017-5 External link
4.
Fanouriakis A, Kostopoulou M, Andersen J, Aringer M, Arnaud L, Bae SC, Boletis J, Bruce IN, Cervera R, Doria A, Dörner T, Furie RA, Gladman DD, Houssiau FA, Inês LS, Jayne D, Kouloumas M, Kovács L, Mok CC, Morand EF, Moroni G, Mosca M, Mucke J, Mukhtyar CB, Nagy G, Navarra S, Parodis I, Pego-Reigosa JM, Petri M, Pons-Estel BA, Schneider M, Smolen JS, Svenungsson E, Tanaka Y, Tektonidou MG, Teng YO, Tincani A, Vital EM, van Vollenhoven RF, Wincup C, Bertsias G, Boumpas DT. EULAR recommendations for the management of systemic lupus erythematosus: 2023 update. Ann Rheum Dis. 2024 Jan 2;83(1):15-29. DOI: 10.1136/ard-2023-224762 External link