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Angstsymptomatik und depressive Symptomatik sind bei Patient:innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen unterdiagnostiziert – Erfahrungen aus einer Hochschulambulanz
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Published: | September 18, 2024 |
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Einleitung: Die Lebenszeitprävalenz der Depression beträgt national 16–20% [1], die der Angststörung sogar bis zu 20% (https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-50345-4_23). Die Prävalenzen dieser psychischen Komorbidität sind bei Patient:innen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen bisher nicht genau bekannt, obwohl sie einen großen Einfluss auf die Schmerzchronifizierung und die Lebensqualität ausüben. Diese Studie hatte das Ziel, die Prävalenz bisher nicht diagnostizierter psychischer Komorbidität bei Patient:innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen besser abschätzen zu können.
Methoden: Insgesamt 265 Patient:innen mit gesicherter entzündlich-rheumatischer Erkrankung wurden vom 01.02.2024 – 20.03.2024 in der rheumatologischen Ambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover mittels PHQ-9 und GAD-7 Fragebögen zu depressiven Symptomen und Angstsymptomatik befragt. Nur vollständig ausgefüllte Fragebögen wurden ausgewertet. Gesicherte Diagnosen einer psychischen Komorbidität (Angst- und Panikstörung, Depression) wurden zeitgleich erfasst.
Ergebnisse: Insgesamt 260 Patient:innen haben den PHQ-9 Score und 249 Patient:innen den GAD-7 Score vollständig ausgefüllt. 9,4% (n=25) litten unter einer bekannten psychischen Komorbidität. Bei 68% lag mindestens eine leichte depressive Symptomatik vor (PHQ-9 Score >5), 23,1% erreichten 10–14 Punkte, 8,8% erreichten 15–19 Punkte und 3,5% hatten >20 Punkte. Bei Angstsymptomen nach GAD-7 gaben 45,8% mindestens eine leichte Angstsymptomatik (>5 Punkte) an, 16,1% erreichten 10–14 Punkte und 6% >15 Punkte. Auch bei hohen Scores hatte der überwiegende Anteil der Patient:innen keine bekannte psychische Komorbidität (s. Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Mittelwerte für PHQ-9 und GAD-7 waren jeweils bei Patient:innen mit Kollagenosen am höchsten und bei Vaskulitiden am niedrigsten (s. Tabelle 2 [Tab. 2]).
Schlussfolgerung: Symptome der Angst und der Depression sind bei Patient:innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen insgesamt häufig. Die Daten legen nahe, dass diese in unserem Patientenkollektiv unterdiagnostiziert sind. Daher erscheint es sinnvoll, regelmäßig auf Depression und Angststörungen zu screenen, um vor allem die Patient:innen mit schwerer Symptomatik zu identifizieren, und eine weiterführende Diagnostik und Therapie anbahnen zu können.
Offenlegungserklärung: Die Autor:innen geben keine Interessenskonflikte an.