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Digitale Symptom-Checker in der Rheumatologie: Eine qualitative Studie zur Akzeptanz und Wirksamkeit von Rheumatic?
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Published: | September 18, 2024 |
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Einleitung: Digitale Versorgungsansätze bieten das Potential zur Beschleunigung von Diagnosestellungen und Entlastung der angespannten Versorgungsituation in der Rheumatologie. Ein besonders zielführender Ansatz ist die Stratifizierung von Menschen mit Verdacht auf rheumatische Erkrankung mithilfe sogenannter Symptom-Checker (SC). SC sind computergestützte Systeme, die Nutzer*innen bei der Bewertung von medizinischen Symptomen und Problemen zu helfen.
Rheumatic? ist ein SC, der in verschiedenen EU-Sprachen frei verfügbar ist und spezifisch auf die Erkennung von rheumatischen Erkrankungen ausgerichtet ist [1]. Die deutsche Version (https://rheumatic.elsa.science/de/) wird aktuell im Universitätsklinikum Erlangen erprobt.
Ziel der vorliegenden qualitativen Studie ist es, die Akzeptanz, Usability und Wirksamkeit des Symptom-Checkers Rheumatic? aus Sicht der Nutzer*innen zu explorieren.
Methoden: Es werden qualitative Telefoninterviews mit Nutzer*innen von Rheumatic? (Menschen mit Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung & Versorger*innen) durchgeführt. Die Interviews werden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse: Bislang wurden 14 Interviews mit Menschen mit Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung durchgeführt. In den Interviews zeigte sich eine überwiegend positive Haltung gegenüber digitalen Versorgungsansätzen, wobei Teilnehmende berichteten, dass die Erprobung von Rheumatic? eine neue Erfahrung im Rahmen ihrer Gesundheitsversorgung darstellte. Das Ausfüllens der Website wurde als angemessen und die Benutzerfreundlichkeit positiv bewertet. Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung des frühzeitigen Zugangs zu Diagnoseinformationen bezüglich ihrer Symptome:
Interviewerin: „Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, frühzeitig zu erfahren, ob Sie eine Krankheit haben oder nicht? 1 (überhaupt nicht wichtig) – 10 (sehr wichtig)“
Teilnehmerin: „10, weil man dann viel früher ansetzen kann, ich hab’ halt Odysseen durch, man rennt zum Arzt und man gerät dann auch schnell in die Erschöpfung, wird in die Depression geschickt.“
Es wurde jedoch berichtet, dass das Ausfüllen der Website keinen Einfluss auf das nachfolgende Gespräch mit der Rheumatologin bzw. dem Rheumatologen hatte. Vielen war das Ergebnis des Fragebogens unklar. Die Teilnehmenden befürworteten dennoch eine Integration von Rheumatic? als Standard in der rheumatologischen Versorgung, um die Wartezeiten zur Erstvorstellung effektiv zu nutzen.
Schlussfolgerung: Die qualitativen Daten weisen darauf hin, dass SC wie Rheumatic? von Menschen mit Verdacht auf eine rheumatologische Erkrankung akzeptiert werden und genutzt werden können. Die Diagnosegenauigkeit und genaue Integration in den Behandlungspfad müssen noch untersucht werden.
Offenlegungserklärung: Die Studie ist Teil des SPIDeRR-Projektes und wird von Horizon Europe (101080711) gefördert.