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Unterscheidet sich die rheumatologische Versorgung in Stadt und Land? Daten aus der Kerndokumentation der Regionalen Kooperativen Rheumazentren
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Published: | September 18, 2024 |
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Einleitung: Eine rheumatologische Versorgung sollte für Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) unabhängig von ihrem Wohnort verfügbar sein. Rheumatologische Einrichtungen sind jedoch überwiegend in Städten angesiedelt. Wir haben untersucht, ob sich auf dem Land oder in Städten wohnende RA-Betroffene in versorgungsrelevanten Daten unterscheiden.
Methoden: Alle RA-Patient:innen, die 2022 an der Kerndokumentation teilnahmen, wurden berücksichtigt. Ihre Angaben umfassten Wohnortgröße, Entfernung vom Wohnort zur rheumatologischen Einrichtung, Bildungsjahre, Rauchgewohnheiten, patientenberichtete Outcomes (PROs) vom Rheumatoid Arthritis Disease Activity Index (RAID) und WHO-5 sowie Erwerbstätigkeit. Rheumatolog:innen dokumentierten die Abrechnungs-Versorgungsform, Krankheitsaktivität, Komorbiditäten und Therapien.
Ergebnisse: Von n=5.791 RA-Patient:innen wohnten 45% in einer Großstadt, 33% in einer Mittelstadt, 10% in einer Kleinstadt und 12% im ländlichen Raum (Tabelle 1 [Tab. 1]). Bei vergleichbarer Geschlechterverteilung und Alter waren Personen aus Kleinstädten und dem ländlichen Raum häufiger RF/ACPA positiv, hatten eine längere Krankheitsdauer, rauchten seltener und hatten weniger Bildungsjahre. Großstädter wurde mehrheitlich über die ASV versorgt, während auf dem Land die Regelversorgung überwog. Die mittlere Entfernung zur rheumatologischen Einrichtung lag bei 19±26 km in der Großstadt und 45±47 km auf dem Land.
Landbewohner waren zu 54% in DAS-28 Remission, 18% hatten eine niedrige, 25% moderate und 2,8% eine hohe Krankheitsaktivität, während von den Großstädtern 45% in Remission waren, 19% eine niedrige, 32% eine moderate und 4,7% eine hohe Krankheitsaktivität hatten. Die ärztlich eingeschätzte Krankheitsaktivität und PROs aus dem RAID waren bei den Landbewohnerinnen vergleichbar oder sogar besser als in den anderen Gruppen (Abbildung 1 [Abb. 1]). Das Wohlbefinden nach dem WHO-5 stuften hingegen die Städter besser ein.
Die Angaben erfolgen auf numerischen Rating-Skalen von 0 bis 10; 0 entspricht keiner und 10 der stärksten Einschränkung. Hier ist jeweils der Mittelwert dargestellt.
Die medikamentöse Versorgung unterschied sich nicht relevant, aber Landbewohnerinnen hatten seltener Krankengymnastik, Ergotherapie, Patientenschulungen, Rheumafunktionstraining und Rehabilitation. Die Erwerbstätigenquote war vergleichbar, die Landbewohne hatten etwas häufiger eine Erwerbsminderungsrente.
Eine Erstvorstellung innerhalb von drei Monaten nach Symptombeginn erreichten 2022 von allen Neuvorstellungen 46% (n=36/79) der Groß-/Mittelstädter, 30% (n=6/20) der Kleinstädter und 29% (n=9/21) der Landbewohner.
Schlussfolgerung: Im ländlichen Raum lebende RA-Patient:innen müssen deutlich längere Anfahrtswege auf sich nehmen, um die spezialisierten rheumatologischen Zentren zu erreichen. In der fachärztlichen Versorgung erreichten sie häufiger eine Remission, hatten seltener eine hohe Krankheitsaktivität und tendenziell bessere PROs als in Städten Wohnende, was aufgrund des erschwerten Facharztzugangs nicht zu erwarten war. Die mentale Gesundheit n. WHO-5 beurteilten die Landbewohnerinnen schlechter als die Städter. RA-Betroffene ohne fachärztliche Versorgung sind in der Kerndokumentation nicht abgebildet.
Offenlegungserklärung: Die Kerndokumentation wird durch die Arbeitsgemeinschaft der Regionalen Kooperativen Rheumazentren, die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und die folgenden im Arbeitskreis korporativer Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie vertretenen Firmen über eine gemeinsame Zuwendung an die Rheumatologische Fortbildungs-Akademie unterstützt: AbbVie, AstraZeneca, GALAPAGOS, GSK, Medac, Pfizer und UCB.