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Deutscher Rheumatologiekongress 2024

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)
38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

18.09. - 21.09.2024, Düsseldorf

Prognostische Faktoren bei Patienten auf Intensivstation mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen und COVID-19: Einblicke aus einer retrospektiven Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • Edgar Wiebe - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Frederic Münch - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Intensivmedizin, Berlin
  • Nadège Leprêtre - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Jens Klotsche - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin
  • Jan-Hendrik B. Hardenberg - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Intensivmedizin, Berlin; Berlin Institute of Health at Charité – Universitätsmedizin Berlin, BIH Biomedical Innovation Academy, BIH Charité Junior Digital Clinician Scientist Program, Berlin
  • Kerstin Rubarth - Charité – Universitätsmedizin Berlin und Berlin Institute of Health, Institute für Medizinische Informatik, Berlin
  • Mirja Mittermaier - Berlin Institute of Health at Charité – Universitätsmedizin Berlin, BIH Biomedical Innovation Academy, BIH Charité Junior Digital Clinician Scientist Program, Berlin; Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin mit dem Arbeitsbereich Schlafmedizin, Berlin
  • Felix Balzer - Charité – Universitätsmedizin Berlin und Berlin Institute of Health, Institute für Medizinische Informatik, Berlin
  • Robert Biesen - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Gerhard Krönke - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Kai-Uwe Eckardt - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Intensivmedizin, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2024, 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immmunologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), 38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Düsseldorf, 18.-21.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocCO.01

doi: 10.3205/24dgrh001, urn:nbn:de:0183-24dgrh0016

Published: September 18, 2024

© 2024 Wiebe et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


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Text

Einleitung: Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (iRMDs) tragen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein deutlich höheres Risiko für ungünstige Verläufe von COVID-19, darunter erhöhte Hospitalisierungs-, Intensivstation (ITS)-Aufnahme- und Sterblichkeitsraten [1]. Allerdings sind individuelle Faktoren, die die spezifischen Outcomes von iRMD-Patienten auf ITS beeinflussen, noch nicht vollständig verstanden.

Das Ziel dieser Studie ist es, Faktoren zu identifizieren, die mit ungünstigen Verläufen von COVID-19 bei iRMD-Patienten auf ITS verbunden sind.

Methoden: Wir führten eine retrospektive Studie an einem großen tertiären Universitätskrankenhaus durch und analysierten Patienten, die von März 2020 bis Dezember 2021 aufgenommen wurden. Die Studie umfasste insgesamt 1.562 schwer kranke Patienten mit COVID-19, darunter 98 iRMD-Patienten und 1.464 Nicht-iRMD-Patienten. Zur Bewertung der mit der Sterblichkeit in der iRMD-Gruppe verbundenen Faktoren wurde eine multivariate Cox-Proportional-Regressionsanalyse verwendet. Zusätzlich untersuchten wir Faktoren, die mit verlängerten Aufenthalten auf der ITS (>30 Tage) bei Überlebenden zusammenhängen. Darüber hinaus verglichen wir die Unterschiede zwischen den Faktoren, die mit der Sterblichkeit zwischen der iRMD- und der allgemeinen Kohorte verbunden waren.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter in der iRMD-Gruppe betrug 48,1±14,5 Jahre bei einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 16,3±9,9 Jahren, wobei 51% weiblich waren. Die häufigste Diagnose bei iRMD-Patienten war rheumatoide Arthritis (58%), gefolgt von Vaskulitiden (13%) und Kollagenosen (7%). Innerhalb der iRMD-Kohorte benötigten 81% eine mechanische Beatmung, 33% verstarben und 24% der Überlebenden hatten verlängerte ITS Aufenthalte. Die multivariable Analyse basierend auf vorab definierten Faktoren (Alter, Body-Mass-Index (BMI), Geschlecht, Vorliegen einer chronischen Nierenerkrankung, Diabetes mellitus, Impfstatus, Virusvariante, Spitzenwerte des Interleukins (IL)-6, letzte Glukokortikoiddosis und Verwendung von csDMARDs) identifizierte BMI (HR 1,11, CI 1,01–1,21, p=0,030), männliches Geschlecht (HR 14,47, CI 1,27–165,26, p=0,031) und Spitzenwerte des IL-6 (HR 1,05, CI 1,02–1,09, p=0,001) als signifikante Faktoren, die mit der Sterblichkeit verbunden waren. Faktoren wie Impfstatus oder die spezifische Behandlung von iRMD hatten keinen unabhängigen Einfluss auf das Sterberisiko. Ein verlängerter ITS Aufenthalt war mit hohen IL-6-Werten (um 1.000, HR 1,37, CI 1,02–1,87, p=0,004) sowie allgemeinen ITS-komplikationen wie Delir (HR 7, CI 1,89–25,97, p=0,004), Lungenembolie (HR 6,6, CI 1,55–28,16, p=0,011) und schweren kardialen Ereignissen (HR 11,67, CI 2,50–54,54, p=0,002) in der univariablen Regressionsanalyse verbunden.

Verglichen mit der allgemeinen ITS-Kohorte war die Sterblichkeit in der iRMD-Gruppe eher mit drei oder mehr COVID-19-Impfungen (HR 6,31, CI 1,32–29,65, p=0,020) sowie Spitzenwerten des IL-6 (HR 1,03, CI 1,06–25,97, p=0,041) verbunden, ansonsten waren die Faktoren, die die Sterblichkeit beeinflussen, ähnlich.

Schlussfolgerung: Ein höherer BMI, männliches Geschlecht und erhöhte IL-6-Werte sind bei iRMD-Patienten wichtige Indikatoren für eine schlechtere Prognose auf der Intensivstation bei COVID-19. Abgesehen von IL-6 unterscheiden sich diese Faktoren und die Ergebnisse für iRMD-Patienten nicht wesentlich von der allgemeinen Intensivstationspopulation, was auf eine mögliche zentrale Rolle der Hyperinflammation bei Patienten mit iRMD deutet.


Literatur

1.
Conway R, Grimshaw AA, Konig MF, Putman M, Duarte-García A, Tseng LY, Cabrera DM, Chock YPE, Degirmenci HB, Duff E, Egeli BH, Graef ER, Gupta A, Harkins P, Hoyer BF, Jayatilleke A, Jin S, Kasia C, Khilnani A, Kilian A, Kim AHJ, Lin CMA, Low C, Proulx L, Sattui SE, Singh N, Sparks JA, Tam H, Ugarte-Gil MF, Ung N, Wang K, Wise LM, Yang Z, Young KJ, Liew JW, Grainger R, Wallace ZS, Hsieh E; COVID-19 Global Rheumatology Alliance. SARS-CoV-2 Infection and COVID-19 Outcomes in Rheumatic Diseases: A Systematic Literature Review and Meta-Analysis. Arthritis Rheumatol. 2022 May;74(5):766-75. DOI: 10.1002/art.42030 External link