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Interleukin-1βblockierende Therapie des VEXAS-Syndroms
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Bei dem VEXAS (vacuoles, E1 enzyme, X-linked, autoinflammatory, somatic) Syndrom handelt es sich um eine häufig tödlich verlaufende autoinflammatorische Erkrankung, die durch erworbene somatische Mutationen im UBA1 Gen verursacht wird. Bisherige Behandlungsansätze beruhen neben hochdosierten Corticosteroiden maßgeblich auf dem empirischen Einsatz von JAK-Inhibitoren oder von zielgerichteten Therapien gegen pro-inflammatorische Zytokine. Vergleichbar mit der Anwendung bei anderen autoinflammatorischen Syndromen könnte insbesondere die Inhibition von Interleukin-1βmittels Canakinumab ein erfolgreicher Therapieansatz des VEXAS-Syndroms sein.
Methoden: In einer retrospektiven Analyse von Patienten im Alter >50 Jahren mit unklarer systemischer autoinflammatorischer Erkrankung konnte mittels Sanger-Sequenzierung oder next generation sequencing bei fünf Patienten eine somatische UBA1 Mutation nachgewiesen und ein VEXAS-Syndrom diagnostiziert werden. Bei allen Patienten erfolgte bei kompliziertem, therapierefraktärem Krankheitsverlauf zumindest vorübergehend eine Behandlung mit dem monoklonalen anti-IL-1β Antikörper Canakinumab. Es erfolgte eine retrospektive Auswertung des Therapieansprechens anhand klinischer und laborchemischer Parameter.
Ergebnisse: Bei fünf männlichen Patienten konnte aufgrund des Nachweises bekannter UBA1 Mutationen ein VEXAS-Syndrom diagnostiziert werden. Klinisch entwickelten die Patienten neben einer Allgemeinsymptomatik mit Fieberschüben auch klassische Krankheitsmanifestationen wie eine rezidivierende Polychondritis, eine makrozytäre Anämie, thromboembolische Ereignisse, ein myelodysplastisches Syndrom, eine neutrophile Dermatose oder relevante Infektkomplikationen. Laborchemisch ließen sich stark erhöhte Entzündungsparameter (CRP, BSG, Ferritin, sIL-2R) nachweisen. Trotz der Anwendung verschiedener immunsuppressiver Therapien (u.a. Methotrexat, Ciclosporin, Cyclophosphamid, Interleukin-6-Rezeptor- oder JAK-Inhibition) ereigneten sich bei den Patienten Rezidive, welche den wiederholten Einsatz hoher Steroiddosierungen zum Erreichen einer suffizienten Krankheitskontrolle erforderten. Die subkutane Applikation des Interleukin-1-Rezeptorantagonisten Anakinra führte zu einer kurzfristigen Befundbesserung, musste aber in vier Fällen aufgrund von ausgeprägten kutanen Unverträglichkeitsreaktionen beendet werden. Durch den Wechsel auf eine Therapie mit Canakinumab konnte bei den VEXAS-Patienten anschließend, je nach Manifestationen und Krankheitsdauer, bei guter Verträglichkeit eine zumindest vorübergehende klinische Besserung der Symptomatik mit wesentlicher Reduktion der laborchemischen Entzündungsparameter erreicht werden. Dies erlaubte eine signifikante Reduktion der Steroiddosierung.
Schlussfolgerung: Das VEXAS-Syndrom ist durch hochgradig heterogene Krankheitsmanifestationen und durch therapierefraktäre Krankheitsverläufe gekennzeichnet. Diese erfordern häufig eine intensivierte immunsuppressive Therapie. Die Interleukin-1β Blockade mit Canakinumab stellt eine wichtige, zumindest vorübergehende Therapieoption dar. Durch sie kann insbesondere eine oft essenzielle Steroidreduktion erreicht werden, ohne den Patienten durch erneute Krankheitsschübe zu gefährden. Spezifische und langfristige Therapien für dieses Krankheitsbild stehen weiterhin aus.
Offenlegungserklärung: MS, RV, NV und KW geben an, Vortragshonorare, Beratungshonorare, finanzielle Unterstützung zur Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen und/oder Forschungsförderung der Novartis Pharma GmbH erhalten zu haben. Dieses Projekt wurde nicht durch Firmengelder gefördert.